Ritter Yann
Bruder Yann, Ritter vom Orden des Heiligen Golgari
Der groß gewachsene, hagere Mann mit dem grau silbernen Haar und kurzem, ebenfalls ergrautem Vollbart, gibt so gar nicht das gängige Bild eines Ritters im Orden des Heiligen Golgari wider. Der mittlerweile schon fast 60 Götterläufe zählende Kämpe gehört nichtsdestotrotz seit den Anfängen dem Orden an. Seine drahtige, schmale Statur wird von der typischen geschwärzten Rüstung verhüllt, der schneeweiße Mantel mit dem drauf gestickten schwarzen Boronsrad umweht den alten Golgariten. In einer braunen, unverzierten Scheide ruht seine Waffe, ein altes Schwert, dessen Herkunft unbekannt ist und das den Namen „Kralle“ trägt. Die schwarzen Augen liegen wie zwei kleine Kohlenstücke in ihren Höhlen und mustern die Umgebung stets aufmerksam, den Gegenüber mit einer gewissen Spur von Misstrauen. Die Haut selbst ist von zahlreichen Falten, Furchen und Narben übersät, was auf sein Alter und seine Erfahrung hindeutet. Trotz seines Alters ist Yann noch immer ein rüstiger Kämpfer, der keinen Kampf fürchtet. Im Gegenteil, in letzter Zeit scheint es fast so, als würde er die Nähe Borons im Kampfe suchen.
Vor nunmehr über 10 Götterläufen ersuchte ein Rondrianer im besten Alter, im frisch gegründeten Orden des Heiligen Golgari aufgenommen zu werden. Ein langes Gespräch unter vier Augen mit dem damaligen Ordensgrossmeister Lucardus vom Kémet folgte daraufhin und zur Überraschung aller wurde seine Bitte akzeptiert. Niemand weiss heute mehr, nicht einmal der Rondrianer selbst, was ihn dazu trieb, der Kirche der Leuin zu entsagen und dem neu gegründeten Orden des Heiligen Golgari beizutreten. Man ließ ihn seine Vergangenheit vergessen und stutzte seinen Namen auf seinen Vornamen zurecht. Allein der weiße Mantel des Ritters zeugte davon, dass blaues Blut in seinen Adern fließt.
Der schon damals grauhaarige Yann wurde in die Lehren der Boronkirche und des Ordens des Heiligen Golgari eingewiesen und wurde zu einem treuen Mitglied des Ordens. Im Verlauf der borbaradianischen Invasion erlitt der Orden schwere Verluste in den tobrischen Lande und nachdem das Kloster Monte Corvi überrannt wurde, die dort stationierten Golgariten verschollen waren, mit ihnen auch der Landmeister und der Komtur der Speiche Tobrien und die thargunitothischen Aktivitäten immer größer wurden, ernannte die Ordensgroßmeisterin Borondria den alten Ritter Golgaris, der nie eine Weihe der Boronkirche erhielt, kurzerhand zum neuen Komtur der Speiche (da er somit auch der älteste unter den Komturen war, bestätigte ihn der Konvent des Ordens zum neuen Grosskomturs des Orden, also zum Stellvertreter der Großmeisterin) und beauftragte ihn, die Aktivitäten des Ordens im freien Tobrien zu lenken. Diese Aufgabe erfüllt Yann mit viel Weitsicht und Scharfsinn, doch lässt er es sich auch nicht nehmen, selbst zum Schwert zu greifen und den Feinden der zwölfgötterlichen Ordnung das fürchten zu lehren.
Besaß er einst noch eine skeptische Haltung gegenüber der Großmeisterins Pläne, es den Theaterrittern gleich zu tun, so hat er sich mit der Zeit an der tobrischen Front zu einem getreuen Gefolgsmann eben jener Pläne entwickelt, der keine Gelegenheit auslässt, einen Vorteil für den Orden zu erzielen…
1028 BF wurde er als Großkomtur abberufen und begleitet seither die Großmeisterin auf ihren Reisen.
Text: Elias Moussa