Landmeister Alonso Boronian von Reuenthal

Bruder Alonso Boronian, Ritter vom Orden des Heiligen Golgari und Landmeister von Burg Phexenstein

 

 

Alonso ist ein klassischer Vertreter der in der Speiche Punin üblichen Ordensritterschaft der Golgariten. In den meisten mittelländischen Provinzen ist es üblich, Zweitgeborene niederer Adelsgeschlechter in rondrianische Ordensgemeinschaften zu geben, um ihnen eine sinnvolle und ehrenhafte Karriere zu ermöglichen und sie gleichfalls als Konkurrenten um das Familienerbe für den Erstgeborenen auszuschließen. Im Ursprungsland des Boronglaubens erfüllt diese Aufgabe aber der Golgaritenorden, da sein Ansehen in Almada sogar höher ist als das der Rondrianer.

Geboren wurde Alonso am 24. PRA 6 n. Hal als zweitgeborener Sohn Seiner Wohlgeboren Adalgo, Junker von Reuenthal und seiner Gemahlin Jolanda von Blitzacker, Erbin eines kleinen Gutshofes. Wohl um den Weg des Jungen vorzuzeichnen, erhielt Alonso den Zweitnamen Boronian. Wohlgeboren Adalgo war selbst den Intrigen seines jüngeren Bruders Claudo nur knapp entgangen und musste den Verräter schließlich im Duell töten, da ihn dieser um sein rechtmäßiges Erbe bringen wollte. Um seinem Erstgeborenen Frederico Rahjatreu v. Reuenthal diese Konflikte zu ersparen, bestimmte der Vater früh, dass der jüngere Bruder in der Obhut der Boronkirche erzogen werden soll, so dass er nur seine kurze Kindheit auf den elterlichen Gütern verbringen durfte und seine Schulbildung bereits in der puniner Tempelschule des Boronkultes erhielt. Dort standen dem jungen Knaben noch die Wege eines Geweihten des Schweigsamen Gottes oder eines Ordenskriegers der Golgariten offen. Boronian war aber wohl aufgrund seiner ritterlichen Herkunft von den schwarz-weiß gewandeten Kriegern stärker beeindruckt, als von den finsteren Geweihten, so dass er sich aus freien Stücken und ohne Rücksprache mit seiner Familie im Alter von 15 Götterläufen entschied, dem Orden beizutreten. Dort diente der junge Boronian erst zwei Jahre als einfacher Knecht, im Alter von 17 Götterläufen nahm ihn schließlich der Schwingenführer Kastor Arsteener selbst als Knappen auf und führte ihn nach Ablauf eines Jahres in die Ritterschaft ein.

Mit der Ernennung Kastor Arsteeners zum Landmeister durch den neuen Speichenkomtur, Baron Isonzo von Phexhilf-Rabenstein, war auch die Stunde Alonso Boronians von Reuenthal gekommen, denn der grauhaarige Hüne mit dem stählernen Blick entsann sich an den treuesten und besten Knappen, den er je gehabt hatte unter seiner Ritterschaft und wünschte sich den jungen Reuenthaler als Nachfolger im Amt des Schwingenführers. Somit handelt dieser Tage Alonso Boronian als Kommandant der Schwinge „Rabenstein“ auf Geheiß des Landmeisters und seines Komturs. Im Feldeinsatz wird Boronian seine Fähigkeiten als Anführer noch unter Beweis stellen müssen, seinen Mut und seine Kampffähigkeiten als Ritter konnte er jedoch schon viele Male zeigen, zuletzt unter dem direkten Befehl Baron Isonzos beim aufreibenden Tobrieneinsatz der Golgariten, bei dem der Ritter auch viele seiner Kameraden verlor.

Das Verhältnis zu seiner Familie ist sehr belastet durch das offenkundige Misstrauen, dass sein Vater und sein älterer Bruder ihm entgegenbrachten. Alonso hat noch zwei jüngere Schwestern, zu denen er aber ein gutes Verhältnis hat, sein Vater verstarb vor zwei Götterläufen, worauf sein Bruder als Titelerbe die Mutter in eine spärliche Dienerkammer des elterlichen Gutshofes verwies und unzumutbare Heiratspläne für seine Schwestern schmiedete, um sein eigenes Vermögen und seinen Status zu vermehren, worüber er mit Boronian des Öfteren in Streit geriet. Mittlerweile hat Frederico Rahjatreu von Reuenthal sich einen fragwürdigen Ruf als „Salonlöwe“ in der edlen puniner Gesellschaft erworben und ist dabei, das Familienerbe mit zweifelhaften Damen durchzubringen, während seine alte Mutter und die beiden Schwestern auf dem Gutshof ein kümmerliches Dasein mit harter Arbeit fristen müssen. Es schmerzt Alonso Boronian, wie der Junker von Reuenthal den guten Ruf und die Ehre seiner Familie täglich mehr beschädigt. Wenn sich auch die Bauern und seine verbleibenden Familienmitglieder wünschen, er hätte das Erbe angetreten und nicht Frederico Rahjatreu, so sind dem Ordensritter in diesem Falle jedoch leider die Hände gebunden. So bleibt nur abzuwarten, dass Frederico einen unverzeihlichen Fehler begeht und wenigstens eine seiner Schwestern den Rest von Ehre und elterlichem Erbe bewahren kann.

 

Text: Stefan Schreiber