Ritterin Aquileya Desideria di Montezza von Erzfeldt
Schwester Aquileya, Ritterin vom Orden des Heiligen Golgari und Dienerin Golgaris
Aquileya wurde im Jahre 1006 nach Bosparans Fall auf dem idyllischen kleinen bosquirischen Obstgut Erzfeldt im Schatten des Raschtulswalls geboren. Ihren Eltern war lange Zeit der erste Segen Tsas versagt geblieben, so daß die Geburt Aquileyas zur Einhaltung der Blutlinie ein lang ersehntes Ereignis war. Die schon leicht betagte Mutter, Junkerin Vinyara von Erzfeldt (eine ehemalige Amazone), verstarb noch im Kindbett, der schon lange kranke Vater, Wohlgeboren Mondinio Merito von Erzfeldt, wurde neun Götterläufe später vom Herrn Boron heimgeholt, so daß Aquileya bereits im Alter von neun Jahren zur Vollwaisen wurde. Zwar fanden sich genügend Mitglieder der – zugegeben – eher kleinen Familia di Montezza, die bereit gewesen wären, das Mädchen unter ihrem Dach aufzunehmen, doch bei der Beisetzung des Junkers fiel die der Zeremonie beiwohnende Aquileya dem herbeigerufenen Geweihten Boronyo auf.
In einem Gespräch mit ihr fand er heraus, daß das kluge Kind durchaus Eigenschaften besaß, die ihm eine Laufbahn im Dienste des Herrn Boron ermöglichen würden. Danach befragt, ob sie sich vorstellen könne, Boronyo zu begleiten, soll Aquileya geantwortet haben: „Was könnte mir das Leben Besseres bieten, als dem Herrn des Todes zu dienen?“ So wurde ein Vogt für die Verwaltung des Gutes Erzfeldt eingesetzt, und Aquileya trat in Punin als Novizin des Schweigsamen Gottes in den Tempeldienst ein. Mit 18 Götterläufen schließlich empfing sie die Weihe – in einer Zeit, in der die dämonischen Auswüchse im Osten Aventuriens schon ungeahnte Dimensionen angenommen hatten.D iese zeigten Aquileya ihre gräßliche Fratze erstmals, als sie ihren Lehrmeister Boronyo zur Einweihung Boronias begleitete. Beim Übergriff von Rhazazzors Horden auf das Heiligtum erlebte sie voll Ehrfurcht, wie die Golgariten in schweigender Entschlossenheit die finsteren Ausgeburten des Schwarzen Drachen zurückschlugen und das noch uneingeweihte Heiligtum gegen die Finsternis mit ihrem eigenen Blut verteidigten.
Sie selbst kämpfte verbissen – ebenso wie viele andere – nicht nur für den Schutz Boronias sondern auch um ihr Leben, vermochte es jedoch nicht, das von Boronyo zu retten, als dieser von einer madenzerfressenen Leiche attackiert wurde. Ohnmächtig mußte sie den grausamen Tod ihres Lehrers mitansehen. In diesem Moment schwor sie Heilige Rache. Nicht lange, nachdem sie wieder nach Punin zurückgekehrt war, legte sie vor Boron ein feierliches Schweigegelübde ab, um ihre Demut und ihren Gehorsam unter Beweis zu stellen, und brach auf in den Kosch – zu einer Pilgerreise zum altehrwürdigen Kloster Garrensand. Erst nach der Ankunft dort erkannte Aquileya, warum ihr Weg sie dorthin geführt hatte: die Bestimmung, mit der Waffe gegen diejenigen vorzugehen, die sich dem Willen Borons entgegenstellten und seinen Namen entweihten. So wurde sie in den Orden des Heiligen Golgari aufgenommen und im Kloster Garrensand zu einer Knappin Golgaris.
Um ihr das Vergessen der Ereignisse von Boronia und ihrer Vergangenheit zu erleichtern, wurde sie der Koscher Schwinge Golgaris Ehr' zugeteilt, mit der sie allerdings im Jahr 1026 nach Bosparans Fall nach Boronia beordert wurde, um zum Arvepaß zu ziehen. Nach einer entbehrungsreichen Schlacht dort führte der Zug der Golgariten Aquileya weiter gen Beilunk. In der Schlacht, die vor den Stadtmauern dort tobte, wurde sie folgenschwer verletzt. Nach einer längeren Genesungszeit im Schoß des Ordens wurde sie aufgrund ihres Einsatzes vor Beilunk für würdig befunden, die Schwertleite zu empfangen.
Doch kurz darauf erlitt sie einen schweren Rückfall, als die Wunde, die eigentlich für ausgeheilt gehalten worden war, erneut aufbrach. Nach der Verwundung vor Beilunk hatte sich tief unter der ehemaligen Verletzung der Wundbrand festgesetzt, der nun innerhalb kürzester Zeit ihr Bein zerfraß. Man stellte sie vorübergehend frei und sandte sie zur Genesung ins heimatliche Almada zurück, wo Aquileya verzweifelt um ihren geschundenen Körper kämpfte. Erst vier Monate später war sie wieder einigermaßen genesen, und es zog sie stärker denn je in die Arme des Ordens zurück. Eilends begab sie sich auf den Weg zum Phexenstein, wo sie fortan in der Schwinge Rabenstein dienen sollte. Doch diese war bereits zum Heldenfriedhof aufgebrochen, um erneut dem Verweser von Warunk die Stirn zu bieten. Aquileya folgte mit größtmöglicher Eile und konnte sich schließlich der Schwinge anschließen, um sie nach Gareth zu begleiten.
Aquileya ist eine ungewöhnlich großgewachsene, schlanke junge Frau mit schwarzen seidenglatten Haaren. In ihren Augen trägt die Ritterin das Feuer des Glaubens mit sich und ist wegen ihres äußerst langen Dienstes in der Kirche des Herrn eine sehr gefestigte Persönlichkeit in Glaubensfragen.
Text: Sonja Beyer