Hagen von Grimsau
Bruder Hagen, Knappe vom Orden des Heiligen Golgari
Beschreibung
Der 990 BF geborene Hagen von Grimsau ist mit seinen 94 Fingern Größe eine imposante Erscheinung. Die breiten Schultern und die starken Arme zeugen von langjähriger Kampferfahrung, seine weißgrauen Schläfen im ansonsten dunkelschwarzen Haar von Erfahrungen, die er wohl lieber vergessen würde. Erfahrungen, die er sich außerhalb des Ordens als Söldner im Dienste der jeweils am besten Zahlenden bei zahlreichen Scharmützeln und auch im Orkenzug sowie bei der Schlacht auf dem Mythraelsfeld erworben hat. Seine braunen Augen zeigen kaum eine Regung, wenn er seinen Gegenüber abschätzend mustert, einzig beim Anblick der Schwingenführerin Alissa scheint sein Blick weicher, fast dankbar zu werden. Ein Lächeln sieht man nahezu nie bei ihm.
Vita
Hagens Leben schien schon von klein auf vorbestimmt zu sein. Seit die Familie von Grimsau vor gut 300 Götterläufen im Kosch in Ungnade gefallen war, und alle Ländereien verlor, machte sie sich einen Namen als ungestüme, hitzköpfige Söldner. Nicht willens, den Fehler der Vergangenheit einzugestehen, aber auch nicht willens, völlig zu alten Raubritterzeiten zurückzufallen. So ließ auch Hagens Vater seinen beiden Kindern Eberwulf und Hagen eine harte Schule zuteilwerden, der Kampf mit der Waffe wurde täglich geübt. Das Leben eines Söldners zieht es bedauerlicherweise mit sich, dass das eigene Leben relativ kurz bemessen ist, und so zogen auch Hagen und sein älterer Bruder nach dem frühen Tod des Vaters in der 1000-Oger-Schlacht durch die Lande, anfangs nur als Trossbegleitung, später dann unter Waffen im Kampf gegen den einmarschierenden Ork und zuletzt im Almadanischen als bewaffneter Schutz gegen die häufiger werdenden Überfälle novadischer Reiter. Als sein Bruder bei einem dieser Überfälle 1019 BF ums Leben kam, brach Hagen alle Beziehungen zur Familie ab, und warf sich Hals über Kopf in jedes Abenteuer, das sich ihm bot. Sei es ein Duell aufs erste oder zweite Blut, mit einem Koscher der ihn als Raubritter bezeichnete, sei es ein Saufgelage über mehrere Tage hinweg, oder sei es eine Liebschaft mit verheirateten und unverheirateten Frauen, er kostete das Leben in vollen Zügen aus, als gäbe es kein Morgen mehr. Es heißt, dass aus einer dieser Liebschaften sogar eine Tochter entsprungen sein soll. Den Höhepunkt fand sein Söldnerleben im Peraine des Jahres 1027, als Hagen mit seiner Rotte dem Heerbann der Reichsregentin nach Wehrheim folgte. Siegessicher stellten sie sich in der Schlacht auf dem Mythraelsfeld den herannahenden Horden der Schwarzen Lande. Wie wenig konnte er ahnen, welcher Schrecken ihn ereilen würde. Durch das Ausbrechen der agrimothschen Ungewalten konnte er nur zusehen, wie einer nach dem anderen seiner Unterstellten starb, ein junger Söldner gar durch seine Hand, als er sich ohne Vorwarnung gegen ihn wandte. Wie von Sinnen kniete er auf dem Schlachtfeld, den zerfetzten Leib eines kaum 20 Götterläufe zählenden jungen Söldlings in den Armen, bis er von einer schwarzen berittenen Gestalt vom Schlachtfeld gezogen wurde, die ihn in Sicherheit brachte. Die Schwingenführerin Alissa war es auch, die ihn in den nächsten Wochen aus seinen Alpträumen wieder zurückführte in die Welt der Lebenden. Er weiß, dass er es ihr zu verdanken hat, dass seine Seele nicht in die Niederhöllen gefahren ist, und hat, wenn auch spät im Leben erkannt, dass das von den Göttern geschenkte Leben einen höheren Sinn hat und nichts wertvoller ist, als das Seelenheil. Unter der Anleitung Alissas hat er sich geschworen, den Dienst, der ihm erwiesen wurde auch anderen zuteilwerden zu lassen, und trat spätberufen den Golgariten bei.
Persönlichkeit
Hagen hat sich trotz des Eintritts in den Orden eine gewisse Unruhe und Ungeduld behalten. Auch wenn er sonst sehr ruhig und besonnen ist, kann er sehr aufbrausend werden, wenn er das Gefühl hat, seine Zeit wird vergeudet. Dies äußert sich darin, dass er den Gegenüber mit einem bösen Blick einfach stehen lässt und mitten in dessen Worten geht, kann aber auch soweit führen, dass er diesen mit lauter Stimme zum Schweigen auffordert, und ihn dann erst stehen lässt. In einigen Nächten plagen Hagen die Erinnerungen an seine zerfetzten Kameraden, und mehr als einmal weckte er seine Ordensschwestern und -brüder durch verzweifeltes Klagen im Schlaf. Er scheint die Ereignisse vor Wehrheim erneut zu durchleben, und wer ihn versucht zu wecken, riskiert es, von Hagen angegriffen zu werden. Einzig seine Schwingenführerin Alissa kann sich ihm in solchen Nächten ohne Gefahr nähern und ihn beruhigen. Zur Erleichterung der Ordensmitglieder werden diese Nächte allerdings langsam weniger. Dem Al'Anfaner Boronskult begegnet er mit Gleichgültigkeit, aber nicht mit Hass. Dieser brennt jedoch zur Gänze für die, wie er sagt, "novadischen Götzenanbeter", die er verantwortlich für den Tod seines Bruders macht. Im Kampf mit der Waffe ist Hagen schlicht effizient. Er hat schon früh erkannt, dass ein schöner Stil zu einem schönen Tod führt und zu sonst nichts. Und er beabsichtigt, die Schuld gegenüber Boron erst sehr spät einzulösen, um möglichst vielen Seelen in Not helfen zu können. Auch wenn er zu keiner Zeit bereut, dem Orden beigetreten zu sein, ist er doch zwiegespalten zwischen seiner Verpflichtung und der Zuneigung seiner jungen, von ihm anerkannten Tochter Niam gegenüber, die er zuletzt vor einigen Jahren gesehen hat, als er sie Erlan von Sindelsaum als Pagin übergeben hat.
Text: Frank Winter