Marboron Muckenschlag

 

Seine Gnaden Marboron, Diener Golgaris, Abu rashid zu Rabenhorst, Vorsteher der Marbidengesandschaft zu Rabenhorst

 

Am zweiten Wassertag im Phex des Götterlaufes 10 vor der Thronbesteigung durch Kaiser Hal wurde in einem kleinen Weiler im efferdwärtigen Garetien der Knabe Wendelin Muckenschlag als Sohn eines Händlerpaares geboren. Obwohl sie nicht reich waren ließen sie es ihrem Sohn an nichts fehlen, doch wo die Altersgenoßen spielend über die Wiesen liefen, saß Wendelin alleine auf dem Boronanger, mit dem Rücken an ein Grabmal gelehnt und las. Er liebte die Ruhe und den Frieden der sich nur auf einem Boronanger finden ließ. Später als er älter geworden war, half er dem örtlichen Boroni bei seiner Arbeit. Obwohl seine Eltern ihn gerne als Nachfolger in ihrem Geschäft gesehen hätten, zog es ihn in den Dienst der Boronkirche.

Er kümmerte sich als Laie im heimatlichen Weiler und der Umgebung um Sterbende und Kranke und versuchte ihnen ihre Qualen zu erleichtern und die Angst vor dem Tod zu nehmen. Nachdem er nach dem Verzehr verdorbener Lebensmittel selber schon das Rauschen von Golgaris Schwingen hörte, ja es hieß er wäre gar schon tot gewesen, fühlte er sich nach seiner Genesung dazu berufen sich weihen zu lassen um die Menschen auf ihre große Reise vorzubereiten.

In der Nacht nachdem er in Gareth zum Borongeweihten gesalbt worden war, bekam er in einem Traum die Queste auferlegt, sich zu Fuß zum Tempel der Marbo in Fasar zu begeben. Nach einer langen und gefahrvollen Reise wurde er dort empfangen und nach einigen Götterläufen wo er dort im Sinne des Ordens leben und lernen durfte, erhielt er den Namen Marboron.
Zurück im Mittelreich versucht er das Ansehen das die Marbiden im tulamidischen Raum genießen für den Orden auch im Reich zu erlangen, doch seine strengen Ansichten in Glaubensfragen und der zweifelhafte Ruf den der Orden hier genießt, sind oft nicht dazu geeignet sich Freunde zu schaffen und so hält sich die Zahl seiner Anhänger auch in den Reihen der Boronkirche sehr in Grenzen.

Marboron Muckenschlag ist einen Schritt und einundvierzig Finger groß, trägt langes braunes Haar und einen sauber gestutzten Bart. Selten sieht man ihn in etwas anderes als die Ordenstracht gekleidet, die sich über seinen Bauch spannt. Für seine erst knapp über vierzig Götterläufe ist er in einer denkbar schlechten körperlichen Verfassung, doch ist es ein Fehler von seiner Körper auch auf den Geist zu schließen. Seine dunklen Augen beruhigen die Sterbenden genauso wie sie die Lebenden verunsichern. Überhaupt hat Marbornon für jeden Sterbenden ein warmes und wissendes Lächeln übrig, sowie sehr viel Zeit, wohingegen er den Lebenden sehr reserviert gegenüber tritt und seine kostbare Zeit ungern mit den Lebenden verschwendet. Er ist ein ernsthafter Mann doch hat man ihn oft in einem Gespräch mit einem Sterbenden lachen hören, wenn dieser eine Anekdote aus seinem Leben erzählt.

Marborons Leitsatz, an den er sich eisern hält, lautet: Zuhören können und Schweigen müssen.
Nie erzählt er etwas weiter das ihm ein Sterbender im Gespräch erzählt hat.
Marboron ist sehr schlecht auf Heiler und Geweihte der Peraine zu sprechen denn von ihnen glaubt er das sie die Menschen, die Boron zu sich nehmen wollte, um ihren verdienten Lohn bringen wollen. So wie er aber die in seinen Augen boronbetrügende Praktik des Heiles verurteilt, duldet er keine aktive Sterbehilfe in seinem Machtbereich, denn das hieße unter Umständen jemanden in Borons Hallen zu schicken der dort noch nicht erwartet wird. Marboron und seine Marbiden beschränken sich darauf, Verwundete und Kranke zu betreuen, ihnen Mut zuzusprechen und zu warten wie der Herr Boron sich entscheiden wird: Ob er die Seele zu sich nimmt oder ob er sie noch eine Weile auf Dere beläßt.

Während seiner Zeit in Gareth hatte er das „Haus der ewigen Ruhe“ gegründet, ein Ort wo Menschen auf den Tod vorbereitet werden sollten, aber schnell wurde es unter dem Namen „Haus ohne Widerkehr“ bekannt und gemieden, doch Marboron ist noch immer von der Vorstellung angetan und plant einen neuen Versuch.
In Marborons Glaubensbild sind die Seelen aller Verstorbenen gleich, egal ob Bettler oder Fürst und so kümmert er sich genauso aufopfernd um zum Tode verurteilte Verbrecher wie um reiche Kaufleute.

 

Text: Dennis Fiolka