Schwingenträger Edorian Rabenschwinge

 

Ehrwürden Edorian, Schwingenträger des Ordens des Heiligen Golgari & Cronrichter in der Rabenmark und Deuter Golgaris


„Ritter und Deuter Golgaris Edorian Rabenschwinge, erhebt Euch. Eure Taten kamen Uns zu Ohren und Wir befinden Euch für würdig, fortan den Rang eines Schwingenträgers zu besetzen, auf dass Ihr unsere Reihen stärkt und allfällige Verräter im Namen des Rabens richtet. Im Namen des schweigsamen Herrns, des grossen Seelenraben, des Boten der Träume, der sanften Mutter und der gnädigen Frau, ernennen Wir, Großmeisterin des Ordens des Heiligen Golgari, Borondria, Euch zum Schwingenträger. Möget Ihr dieser Verantwortung gewachsen sein (...)“

- Großmeisterin Borondria bei der Ernennung Edorians zum Schwingenträger, 1021 BF

 

Wie wohl so viele in seinem Amt vor ihm, liegt auf Edorians Erinnerungen an sein früheres Leben als „normaler“ Boroni ein heiliger Schleier der Vergessenheit. Gewiss ist, dass Edorian am 20. Boron 5 v. Hal das Licht der Welt erblickte. Im Verlauf seiner Einweihung zum Golgariten allerdings, verlor er das Wissen um seine Herkunft. Da er allerdings bereits nach seinem Noviziat in den Rang eines Knappen dem Orden beitrat, deutet darauf hin, dass Edorian adeliger Abkunft ist. Bekannt ist ebenfalls, dass Edorian ziemlich früh im Borontempel zu Punin die Lehren der Kirche annahm und dort seine Weihe zum Diener Golgaris erhielt. Edorians Natur allerdings verbot es ihm, nur still seinen Tempeldienst zu verrichten, und so durchreiste er Aventurien im Auftrag seiner Kirche. Mit knapp 28 Götterläufen schließlich, inmitten unwegsamer Wildnis, rauschte ein weisser Rabe heran, setzte sich auf einen Ast und beobachtete aufmerksam den jungen Geweihten, der das Lagerfeuer schürte, währenddem seine Gefährten auf Jagd waren. Als der Edorian den Vogel bemerkte, kreuzten sich ihre Blicke einige Herzschläge lang. Was auch immer der dunkle Gott Edorian in diese Zeitspanne offenbarte, es sollte das Leben Edorians tiefgreifend verändern. Als der Rabe sich wieder in die Lüfte erhob, streifte er mit seiner linken Schwinge Edorians Kopf und ließ einige seiner weißen Federn fallen. Der junge Geweihte aber packte sogleich und verliess seine Gefährten, von denen er nie wieder etwas hören sollte.

Nach diesem überaus aufwühlendem, Ereignis trat Edorian dem neu gegründeten Orden des Heiligen Golgari bei, dem er seit seinem Abschluss seines 1 Jahr andauernden Noviziat treu diente. Im Auftrag des Ordens durchreiste er wieder Aventurien, überlebte so manche Schreckliches, sah viele Wunder Deres und kämpfte schließlich tapfer wider den Dämonenmeister auf den vallusiansichen Weiden und an der Trollpforte. In der Zeit zwischen seinen Missionen und Aufträgen aber studierte er eingiebig die „Lex Boronia“, dasjenige Buch, in welchem die Regeln, Gebote und Pflichten des Ordens festgehalten werden, sowie zahlreiche andere Schriften über den Kult und die Kirche des Rabens (erstaunlicherweise interessierte ihn nicht nur der Puniner Ritus, sondern auch der alanfaner, sowie die verschiedensten ketzerhaften Sekten wie die Visaristen oder die Nemekathäer, ganz so, als ob er seine Feinde kennen wollte), aber auch zahlreiche Gesetzesbücher (Nachdem er den Feind kannte, musste er auch wissen, wie man ihn zu bekämpfen hatte, nebst der bloßen Waffengewalt).

Den Oberen des Ordens fiel er Recht schnell als getreuen Diener des Rabens und ernsthaften Kämpfer auf, und nach der 3. Dämonenschlacht wurde er ob seiner Dienste für den Orden durch die Großmeisterin zum Schwingenträger ernannt.

Dank seinen diversen Reisen im Namen der Kirche des Rabens, die ihn vom hohen Norden bis in den tiefen Süden trugen, kann er auf einen großen Erfahrungsschatz zurückblicken und sein Rat und seine Meinung sind gern gehört.

Edorian misst stolze 9 Spann und besitzt einen wahrlich athletischen Körper. Augen, schwarz wie die Nacht, durchbohren sein Gegenüber, ohne irgendetwas von ihm selbst preis zu geben. Seine ebenfalls schwarzen Haare trägt er sehr kurz geschoren. Sein Gesicht besitzt eine sonnengebräunte Haut und ist für einen Mittelreicher sehr edel und scharf geschnitten. Eine wohlgeformte Nase verleiht ihm ein höchst ansehnliches Profil, keine Narben sind auf dem Gesicht zu erkennen. Dieses zeigt stets eine absolut kalte, versteinerte Miene, sei es beim Gespräch, sei es im Kampf. Immer von heiligem Ernst getragen, hat ihn bisher noch niemand lachen gesehen. Er scheint ein sehr beherrschter Mann zu sein, der seinen Gefühlen nie freien Lauf lässt und sich mit Vorliebe in ein bedeutungsschweres Schweigen hüllt. Auch ist er stets glattrasiert, bzw. versucht er dies stets zu sein, was bei längeren Aufträgen in der Wildnis nicht immer einfach ist.

Unter seinem weißen Ordensmantel, mit dem draufgestickten, schwarzen, gebrochenen Rad und dem darüber gelegenen Schwingenpaar, trägt er die traditionelle Rüstung, einem geschwärzten Kettehemd. In einem schwarzledernen Gürtel steckt ein Rabenschnabel, allerdings führt er meist Golgarion, einen alten Anderthalbhänder, welcher ebenfalls eine geschwärzte Klinge besitzt und aus feinstem Maraskanstahl gefertigt wurde. Seit seinem Eintritt im Orden führt er diese Waffe und sie scheint das Einzige zu sein, dass wirklich zu seinem persönlichen Besitzt gezählt werden kann. Mittlerweile fungiert Golgarion auch als Richtschwert des Schwingenträgers Edorian. Als Zeichen seines Amtes und seiner Würde baumelt um seinen Hals eine silberne Kette in der Form eines Schwingenpaares. Seine Füße stecken in festen Reitstiefel, die Beine werden von schwarzledernen Beinkleidern umhüllt.

Wer Edorian zum ersten Mal erblickt, dem fröstelt es doch leicht. Eine stille und doch unheimliche Aura umgibt ihn, und wenn er durch Dörfer reitet, meiden die Bewohner ihn ängstlich. Diese dunkle, stille Aura unterstützt er damit, dass er so wenig wie möglich zu Reden pflegt und seinen Gegenüber mit seinen Augen gebannt hält. Wer ihn jemals im Kampfe erlebt hat, kann sich vorstellen, dass sein Zweitname Rabenschwinge gut gewählt wurde. Stumm fällt er über den Feind her, dass einzige Geräusch das er verursacht ist seine Waffe, die Luft ebenso wie untotes Fleisch zu zerschneiden vermag und es dauert meist nicht lange, bis der Feind vor ihm im Gras liegt. Dann erst hält Edorian inne und spricht ein leises Gebet zum Herrn, auf dass die Seele des Verstorbenen Ruhe findet.

Zahlreiche Aufträge an den Grenzen der Schwarzen Lande haben ihn abgehärtet und es gibt nur noch wenig, dass ihn wirklich erschrecken könnte. Er hat sich seit Jahren mit Leib und Seele Boron und seinem Diener Golgari verschrieben, er hielt gar der Versuchung Thargunitoths stand und geniesst innerhalb des Ordens und der Kirche des Rabens ein gewisses Ansehen, meist wird ihm jedoch ehrfürchtigen Respekt gezollt. Es ist nicht bekannt, ob Edorian irgendwelche Freunde oder Bekannte besitzt, da er ein ausgesprochener Einzelgänger ist, der niemanden an sich ranlässt.

Seit einigen Jahren pflegt er, seine Aufträge hoch zu Ross auf einem prächtigen, rabenschwarzen Tralloper Riese auszuführen, in dessen schwarzen Mähne weiße (!) und schwarze Rabenfedern eingeflochten sind.

 

Text: Elias Moussa