Kanon VIII

„Der Freitod ist dem Ordensmitglied verboten und ewig sei der verdammt, der ohne göttliche Fügung und durch eigne Hand dem Herrn des Jenseits gegenübertritt. Kein Ordensmitglied darf den freien oder gewaltsamen rituellen Tod dulden, der an Gläubigen verübt und vollzogen wird. Die Folter ist dem Orden verdammenswürdig und nicht erlaubt, denn sie hindert das Eingehen der Seele der Gläubigen in die Hallen Borons durch ihr unseliges Tun. Die Dämonen des Schmerzes nähren sich an der Qual, die solchem Tode eigen ist und dies gegen den Willen des Allmächtigen. Der einzige Tod, dem sich das Ordensmitglied verschreiben darf, ist der Tod im Dienste an Boron. Jedes Ordensmitglied muss ein anderes vor Folter und unheiligem Tode schützen durch eigene Hand und nach Willen des Jenseitsbewahrers. Der Freitod durch eigene Hand hingegen sei verdammt als Häresie und nicht geduldet (…)“

Der Tod als höchstes Ziel der Ritterschaft? Dies wage ich ebenso wie mein Collega zu bezweifeln. Denn wäre ein Ritter, der den Tod wahrlich herbeisehnt, nicht unbrauchbar für den Orden, immerhin würde er sich bei der erst besten Gelegenheit in die gegnerische Klinge stürzen. Für todesmutige Kämpfe ist wohl auch weiterhin eher der Bund der Schwerter verantwortlich. Nein, die Golgariten haben ein höchst interessantes, ebenso schleierhaftes Verhältnis zum Tod. Denn sie beanspruchen nicht umsonst als einzigen Orden den Titel als „ewigen Orden“. Ein Golgarit scheidet nicht aus ihrer Gemeinschaft, nein, in ihrem Verständis erhält jedes gefallene Mitglied die zweite Weihe durch den Herrn persönlich und tritt in den Inneren Kreis des Ordens. Innerhalb des Ordens ist man fest davon überzeugt, dass jener geheimnisvolle 12te Reiter in jeder Schwinge ein Mitglied dieses Inneren Kreises sei. Auch wenn ich es noch nicht ganz geschafft habe, das Geheimnis um das Verhältnis zum Tod der Golgariten zu lüften, habe ich doch so meine Thesen. Ich glaube nämlich, dass die Golgariten eher Todesergeben sind. Ein jeder weiss, dass er eine Aufgabe auf dieser unserem Dererund hat. Niemand darf sich anmaßen selbst zu entscheiden, wann er denn von dieser Aufgabe entbunden wird, dies steht allein dem Herrn des Jenseits zu. So wird ein jedes im Kampfe gefallene Mitglied nicht betrauert, sondern gelobt, da es zu ihrem Herrn gerufen wurde und die Ehre erhielt, in den Inneren Kreis aufzusteigen.

Mein Collega Sunderglast hatte damals schon bemerkt, dass die Ordensmitglieder scheinbar ehern daran festhalten, was übrigens überaus löblich ist, jede Seele vor den Martern der Heptsphärigen zu schützen. Leider wusste er damals noch nicht, worauf sich dies bezieht, wohingegen wir, blicken wir auch nur einen Augenblick in den Osten, gen Warunk, wissen warum.