Burg Devendoch

Einst mit der vormaligen Ogermauer verbunden, steht Burg Devendoch nun frei über dem Tal des Todes, wie der Landstrich zwischen Schwarzer Sichel und Trollzacken von den Hörigen der Gegend leise genannt wird. Beim Anblick der rußgeschwärzten Mauern befällt den Betrachter unwillkürlich ein beklemmendes Schaudern, was auch an den eingebrannten Efeublättern liegen kann, deren Zweige sich wie feine Adern um das Gemäuer ziehen. Da seine Bedeutung als Grenzfeste in den Jahrhunderten stetig abnahm, stießen die Siedler doch immer weiter in den Osten vor, verlor die Burg immer mehr an Bedeutung und war von den vormaligen Burgherren und Baronen kaum mehr instand zu halten, da weder Fürstentum noch Kaiserhaus sie dabei unterstützten. Nach Eroberung stellte der Orden erhebliche Mittel bereit, um die zugige Höhenburg auszubauen und stark zu befestigen.

Ein dreifacher Ring aus Palisaden, Wassergraben und acht Schritt hohen Mauern ummantelt nun schützend die Feste und erleichtert im Bedarfsfall die Verteidigung, der stets unterbesetzten Festung. Kasematten, die für eine erheblich größere Anzahl Soldaten angelegt wurden, als die Mauern bemannen, untertunneln das gesamte Areal. Heuer lagern dort Vorräte, Bolzen für die Hornissen, Granitkugeln für die Geschütze und das Pech für die fratzengeschmückten Giebelschütten. Gut verborgen soll hier auch der neugetriebene Fluchttunnel zum Heiligtum Boronia befinden. Nähern kann man sich der Burg nur von einer Seite, über die sich ein geschlungener Pfad windet und am Torhaus der Vorburg endet. Das umliegende, steil aufragende Felsgestein ist mit versteckten Bärenfallen gespickt, die ein gefahrloses anschleichen im Keim ersticken. Überragt wird alles vom mächtigen Dicken Turm, der vor die breite Fläche der Hauptburg tritt und den Vorhof deckt. Schmale Schießscharten mit breiten Hausteinprofilen sitzen recht nah an den Außenkanten. Die rechteckige Anlage hat eine Länge von 25 Metern, in der schmaleren Ostseite, befindet sich der Eingang der Vorburg. Von hier gelangt man über eine Zugbrücke an einen geschwungenen Torbogen, der in den befestigten Innenhof führt, wo sich auch das Gesindehaus und der Stall für die Ritterschaft befinden. Das Rundbogenportal sitzt in einem leicht vor die Fassade tretenden Bauteil mit Quadersteinen. Ein flacher Dreiecksgiebel mit einer rechteckigen Nische bildet den Abschluss oberhalb des Gesimses. Die Zitadelle der Hauptburg ist nur über eine weitere Zugbrücke zu erreichen, die hochgezogen den Vorhof zur Todesfalle geraten lässt. Die Spitzdächer sollen im Winter die Schneelast milder, tragen aber zum düsteren Bild der Festungsanlage bei.

Das Leben ist hart und nervenaufreibend in direkter Nähe zum Todeswall, der eine unheilige Aura erströmt, dem sich die Bewohner nur schwer entziehen können. So nimmt es kein Wunder, dass unheimliche Erscheinungen nichts Ungewöhnliches sind. Und nur die täglichen Gebete und Segnungen der Boronis sorgen für eine erträgliche Nachtruhe, frei von beklemmenden Alpträumen. Der Name Devendoch geht auf seinen ehemaligen Besitzer zurück, Baron Deven von Forsthawellingen zurück. Dieser hatte seine Feste schon vor einigen hundert Jahren und gegen alle Widerstände auf dem Gipfel des nach ihm benannten Bergs errichtet, die im Volksmund schnell Devendoch geheißen wurde, weil der Baron fast jede Widerrede mit dem Satz "Und ick bau sie doch!" beantwortete.

 

Text: Tahir Shaikh