Ordenshaus Isenbrück
Das junge Ordenshaus der Golgariten zu Eisen- respektive Isenbrück, ist nicht mehr denn die Niederlassung zweier Federn unter dem Kommando der Landmeisterin Richild von Moorbrück - und doch das einzige Haus, das die düsteren Streiter des Raben im Herzogtum am Großen Fluß besitzen. Nominell zur Speiche Kosch gehörig, liegt Eisenbrück an der Grenze der nordmärker Grafschaften Elenvina und Isenhag, hoch im Eisenwald und schon nahe almadanischen Lande praioswärts der Siedlung.
Der Ort Isenbrück ist eine Gründung an der Via Ferra, der "Eisenstraße", die sich von Almada aus durch das Eisengebirge bis nach Elenvina windet und nur in den Sommermonaten gangbar ist - dann allerdings einen regen Verkehr durch Erzkutscher und wandernde Händler erlebt. Der alte Handelsweg ist ursprünglich eine zwergische Gründung, oberiridischer Handelsweg zur Bergfreiheit Eisenwald und später der einzige feste Weg zu den im Gebirge gelegene Baronien des nordmärker Herzogtums. Die zwergische Herkunft der Straße bleibt einem aufmerksamen Wanderer kaum verborgen, ist der Pfad doch an manchen Stellen aufs Geschickteste in gewachsenen Fels gegraben und überspannt so manche kühne Brückenkonstruktion einen reißenden Wildbach.
Letzteres ist es auch, was zur Gründung der Siedlung Isen- (wie sie auf elenviner Seite geheißen wird) bzw. Eisenbrücks (der Name, den ihr die Isenhager gaben) führte: eine mehr denn zehn Schritt lange Steinbrücke überspannt die tobenden Wasser des jungen Isen, die sich hier in eine vielklaftertiefe Schlucht gefressen haben. Bei Isenbrück neigen sich die Ränder der Spalte auf fast zehn Schritt Entfernung einander zu, was die zwergischen Baumeister zu ihrer Meisterleistung veranlaßte, ist doch auf viele dutzend Meilen firun- undpraioswärts die Brücke von Isenbrück der einzige Ort, an dem ein Brückenschlag möglich war - und an dem nun der junge Fluß auch mit einem Fuhrwerk überwunden werden kann.Seit vielen Generationen aber ist Isenbrück nicht nur wichtige Zollstation zwischen Elenvina und Isenhag, sondern auch erbittert umkämpfter Streitapfel zwischen dem Vogt von herzöglich Bollharschen auf elenviner und dem Baron von Rabenstein auf isenhager Seite. Mehrfach wechselte die letztmals in Alriks Reichsgrundreform als zu Rabenstein gehörig erwähnte Siedlung in den vergangenen hundert Jahren den Besitzer. Die Götterläufe seit Retos Reichsgrundreform, in welcher Isenbrück keine Erwähnung fand, war es das Bollharschener Schild, unter dem der Ort stand.
Die schollengebundenen Bauern, die ihre Steuer ebenso bereitwillig nach Bollharschen wie nach Rabenstein zahlen, hatten schon längstens auf beiden Seiten der Brücke Häuser errichtet - wobei das Schultheißenhaus als festestes Haus am Ort auf der rahjawärtigen Seite der Brücke, im Isenhag, steht.Vor wenigen Götterläufen aber flackerte der Zwist zwischen Bollharschen und Rabenstein erneut auf. Der Baron von Rabenstein rief einen Landwehrhaufen an die unruhige Grenze, eine Übung abzuhalten, auf daß er gewappnet sei, sollte es in Eisenbrück zu Unfrieden kommen. Begleitet wurde diese Übung - zu bloßen Übungszwecken - von Truppen des Barons von Dohlenfelde, des rahjawärtigen Nachbarn des Rabensteiners.Ein Dohlenfelder Büttel und fünf Rabensteiner Landwehrleute aber wurden auf einem Erkundungsgang nahe der Grenze von Pfeilen aus Bollharschen dahingestreckt - was die beiden Isenhager Barone nicht hinnehmen konnten. Wenig später war der rahjawärtige Teil Eisenbrücks fest in der Hand der Herren von Rabenstein und Dohlenfelde. Nicht lange säumte der Bollharschener und in den efferdwärtigen Teil Isenbrücks zogen seine Büttel ein, geführt von den Al'Anfaner Leibgardisten des Herrn von Bösenau. In dieses Katz- und Mausspiel gerieten die 31 Hal ausgesandten Inspectoren des Grötz-Erbes, welche Belege suchten, daß das umkämpfte Grenzdorf, welches die Herrn von Bollharschen und Rabenstein unerwartet einmütig ihr jeweilseigenes Allodgut hießen, der Erbmasse der Familie Grötz zuzuordnen sei - was die Anzahl der Truppen auch noch um drei Grenzvögte vermehrte, die den Wegzoll in Sachen der Familie Grötz einzutreiben versuchten.
Eine Lanze herzöglicher Flußgarde bewog die Freiherren nur wenig später zum Rückzug ihrer Truppen - aber nicht, ohne daß zwei Schenkungsurkunden, ordentlich geschrieben und gesiegelt, für das umstrittene Dörfchen Isenbrück auftauchten.Eine dieser Schenkungsurkunden, jene aus der Feder des Rabensteiners, vermachte den Isenhager Teil Isenbrücks der Kirche des Raben zu Punin, auf dass künftig Frieden herrsche in diesem unruhigen Dorf und seine Erträge einer dem Herrn wohlgefälligen Sache zukämen. Die andere Urkunde indes, undeutsam aus Bollharschener Fertigung, versprach Land und Dorf Isenbrück gleichfalls der Kirche des Raben - des Al'Anfaner Zweiges, kommisarisch übernommen durch den Krieger Diego Alvaréz, zur Zeit Commandante der Büttel des Vogtes zu Bollharschen.So sind die schwarz-weißen Wappenfarben Bollharschens und Dohlenfeldes nun zwar aus Isenbrück verschwunden - dafür aber halten nun die unruhigen Gardisten des Bollharrscheners und die weiß-schwarz gewandeten Golgariten Wacht über das aufrührerische Dorf. Die Spannungen beiderseits der Eisenbrücke sind hierdurch mitnichten geschwunden.
Als grosse Besonderheit dieser Ordensniederlassung mag wohl gelten, dass sie eines der beiden Ordensgestüte (das zweite liegt in der almadiner Speiche) beherbergt, in dem die Ordenseigenen Schwarzen Rabensteiner, einer Unterart des berühmten Elenviners, heranwachsen und ausgebildet werden. Die Schwarzen Rabensteiner vereinen in sich Ausdauer, Schnelligkeit und Eleganz, sind aber auch kräftig genug, einen gut gerüsteten Golgariten längere Zeit zu tragen. Eigenartiger Weise kommen die meisten Fohlen mit einem rabenschwarzen Fell auf die Welt und die wenigen andersfarbigen Pferde werden sogleich weiterverkauft, da die Ordensmitglieder nur Rappen zu reiten pflegen.