Kloster Trolleck

Orden der ewigen Nacht des Herren BORon im Geiste des Zakharabas Extor Zorkaban

 

"Wie der Atem der Berge streicht der Wind leise säuselnd durch die spärlichen Äste der Kiefern. Mondschein wirft sein fahles Licht auf den staubigen Weg des alten Dorfes. Da, jemand geht umher - in dieser düsteren Nacht. Fünf Gestalten schälen sich aus der Finsternis des steinigen Pfades. Einem heilgen Schein gleich umweht sie der betörende Duft von Weihrauch und der stille klang eines monotonen Totenchorals. Die Gesichter in schwarzen Roben verborgen nähern sie sich, bleiben schliesslich vor der Kate an der alten Eiche stehen. Ihre unheimliche Gebetsformel verstummt und gibt den Weg frei für dreifaches Klopfen, das die Stille durchbricht. Die Tür wird geöffnet. Die Fünf treten ein. Wieder hat Boron, der Allgerechte, jemanden zu sich gerufen. Der alte Jagold ist erst seit wenigen Stunden verstorben... töstlich, dass seine Seele schon jetzt von der Gesandschaft aus Kloster Trolleck sicher geleitet wird... und doch, wie kommt es, dass die schwarzen Mönche von seinem Tot wissen, wo sie doch noch niemand gerufen hat?
Ein eiskalter Schauer rinnt über den Rücken der alten Gidiane bei diesen Gedanken... an die finsteren Zorkabiner."

 

"Das Krächzen der Raben dringt tief hinunter bis in das neblige Tal. Dort, wo sich der alte Rittersteig auf seinem Weg durch die Lande der Zwerge gabelt und zu drei Wegen wird, welche in die angrenzenden Baronien Bärenfang, Fürstenhort und Metenar führen, lässt mich ein finsterer Ort erschauern. Hoch oben lauern drei Burgen aufeinander, die in den Kaiserlosen Zeiten manch letzte Schlacht und blutige Klinge gesehen haben. Kein Wunder, dass gerade von hier die Borongeweihten ausziehen um in den umliegenden Landen die Toten zur letzten Ruhe zu geleiten. Vom Kloster Trolleck, das grimmig wie seine Umgebung, gleich einem Alpen in der Nacht, von seinem steilen Felsen auf uns herabzublicken scheint – düster und wissend..."

- Reisebericht von Cheriwen, Novizin der Draconiter, 25 Hal

 

Name: Orden der ewigen Nacht des Herren BORon im Geiste des Zakharabas Extor Zorkaban (kurz: Zorkabiner)

Ordenssitz: Hauptkloster in Trolleck/Kosch, einzelne fünfköpfige Abordnungen (ein geweihter Vater und vier Mönche) sind in den Golgaritenklöstern Garrensand/Kosch, in Garetien und Rabenstein/Nordmarken zumindest geplant.

Geschichte: Der Ordensgründer Zakharabas war ein geheimnisvoller Mann mit düsterer Aura. Er schloss sich zunächst den falschen Lehren der Visaristen an, merkte jedoch bald, dass einzig der altehrwürdige Puniner Ritus die Wahrheit birgt. So brach er 20 nach Hal spektakulär auf einem Konvent in Ingfallspeugen mit der Sekte und gründete den Orden der Zorkabiner - der künftig den wahren Willen und Weg Borons ergründen und bewahren sollte. Er wurde ein glühender Verfolger jener Sekte, der er einst angehörte, verfolgte sie gemeinsam mit dem (inzwischen auf Betreiben der Golgariten hin (!!!)heiliggesprochenen Kalmun Breckenbart) und setzte 22 nach Hal der Visaristensekte in einem Akt des Martyriums in Moorbrück/Kosch ein Ende. Sein Orden blieb bestehen und unterstützt seither die Golgariten in geistlichen Belangen.

Ordensregeln: Die noch immer strikt befolgten Regeln des Gründers sind von fast unmenschlicher strenge, was ein Grund sein mag, dass die Zahl der Mönche kaum mehr als 20 beträgt. Zunächst ist die Mitgliedschaft alleine Männern vorbehalten (wie es heisst um fleischlichen Gelüsten leichter entsagen zu können), das Kloster darf nur des Nachts verlassen werden (was einen Gutteil zum schauerlichen Ruf des Ordens bei der Bevölkerung beiträgt), in eiserner Selbstdisziplin sind Gefühle in Gegenwart anderer nicht zu offenbaren, ein strenger Tagesablauf in Meditation, Gebet und Arbeit (Gebetsbücher, Steinmetzarbeiten etc.) sind einzuhalten und schliesslich ist auch das Schweigegebot äusserst genau zu beachten. Die Mönche dürfen nur zu Boronsdiensten und Totenmessen Gebetsformeln und Choräle zu Ehren des Raben erklingen lassen, ansonsten sind spärliche Worte nur dem Abtkomtur und den Vätern erlaubt. All das hat die Zorkabiner in der Bevölkerung zu einer geheimnisumwitterten Gemeinschaft gemacht, die selbst
hartgesottenen Städtern tiefen Respekt ins Mark treibt und die Mönche in einem Licht erscheinen lässt, dass nicht mehr von dieser Welt zu sein scheint... dessen ist sich Abtkomtur Azzan durchaus bewusst und schon deshalb achtet er mit Härte auf die Einhaltung dieser Grundlagen.

Hierarchie: Gehorsam ist eine der wichtigsten Ordenspflichten, weswegen Abtkomtur Azzan Vamper innerhalb des Ordens auch eine immens starke Stellung hält. Der Mittfünfziger Azzan ist sich seiner Macht durchaus bewusst, immerhin hat er die Leitung des Ordens seit dem Tod des Ordensgründers 22 n.H. inne. Der Abtkomtur trägt wie alle Zorkabiner eine schlichte schwarze, lange Robe mit Kapuze - über dem Herzen eine (erst bei genauem Blick erkenntliche) schwarze Stickerei des geflügelten Rades der Golgariten.
Einziger Unterschied zu den Roben der anderen Mönche ist das feinere Material und das silberne Amulett mit dem Ordenssymbol,
einem skelettierten Raben. Die Väter sind die geweihten Mitglieder des Ordens, die entweder leitende Aufgaben im Hauptkloster Trolleck wahrnehmen oder die Abordnungen in der Ferne leiten. Sie tragen das Rabenskelett aus schwarzem Stein um den Hals. Die meisten Mitglieder sind einfache Mönche (die als Brüder angesprochen werden), sie sind Laien und verrichten das übliche Tagwerk des Ordens. Sie tragen ebenso die übliche schwarze Kapuzenrobe, allerdings aus schlichtem, groben Leinen. Die Novizen tragen dunkelgraue Roben aus ebenso grobem Leinen.
Alle Zorkabiner bekommen bei ihrem Eintritt in den Orden das Ordenssymbol in den Nacken tätowiert, was durch die Kapuze verdeckt üblicherweise nicht sichtbar ist, so dass man Mitglieder üblicherweise vor allem durch ihr Verhalten von "normalen" Borongeweihten und -laien unterscheiden kann. Seit kurzem auch (und auf Weisung der Grossmeisterin hin), müssen sich die Zorkabiner auch genauer als Mitglieder des Ordens des Heiligen Golgari zu erkennen geben. So trägt nunmehr ein jeder Zorkabiner ein kleines Wappen des Ordens des Heiligen Golgari auf seinem Gewand über dem Herzen.

Der Abtkomtur der Zorkabiner, Azzan Vamper

 

Stellung zu den Golgariten: Der Puniner Ritus ist die einzig wahre Form der Verehrung BORons, ihn gilt es zu stützen und vor allen Gefahren zu verteidigen - gegebenenfalls jedoch durchaus auch weiterzuentwickeln. Im Unterschied zu den Golgariten tragen die Zorkabiner jedoch grundsätzlich keine Waffen (wobei die Visaristenverfolgung einst nicht zuletzt mit Fackeln bestritten wurde). Dieses gemeinsame Ziel hat die beiden Gemeinschaften schon früh eng zusammengeschweisst. Allerdings achtet Abtkomtur Azzan sehr auf eine weitgehende Eigenständigkeit seiner Bruderschaft (was immer wieder zu einigen kleineren Reibereien mit dem Archidiakonius führt) und verwahrt sich gegen die Einmischung in interne Angelegenheiten der Zorkabiner, weswegen eine völlige Verschmelzung wohl auf absehbare Zeit nicht zu erwarten ist. Gleichwohl ist man eng miteinander verflochten und gerade deshalb ist es ihnen wichtig, dass die Ziele BORons innerhalb der Golgariten nicht aus dem Blick geraten und der Bruderorden nicht zu sehr durch irdische Verführungen in Belange anderer Götter (etwa Praios oder Rondra) und höfische Ränkespiele abgleitet. Zu weltliche Sichtweisen führen sehr schnell zu einer Entfremdung zu den tatsächlichen Botschaften des Raben, wie die verirrten Schwestern und Brüder in Al'Anfa beweisen.
Deshalb erachten die Mönche der Zorkabiner vor allem eine fundamentale geistliche Ausbildung im Sinne BORons für grundlegend wichtig.
Nur wer Demut und die ursprünglichen Werte, die Beteutung des Lebens kennt, wird den Tod überhaupt richtig einschätzen können und davor gefeit Versuchungen zu leicht zu verfallen.

So kümmern sich die Mönche nicht nur um die geistige Ausbildung der Novizen, Knechte und Knappen, sondern verwalten auch als rein klerikaler Zweig des Golgaritenordens seine Bibliothek zu Garrensand.

 

Das Kloster Trolleck

 

Trolleck, Hauptsitz der Zorkabiner

Mittig zwischen den charakteristischen fünf Türmen liegt der eigentliche Tempel. Ein Heiligtum, das nur Geweihten und den Leihen des Ordens zugänglich ist, befindet sich darin doch ein bedeutendes Artefakt. Eingeweihte berichten, dass der Hauptteil des kreisrunden Raumes durch eine grosse Steinscheibe eingenommen wird, deren Oberfläche ein Relief mit zahllosen mystischen Symbolen zeigt. Es heisst, der Geist des Heiligen Kalmun wacht noch immer über die umliegenden Lande und immer dann, wenn Golgari die Seele eines Menschen holt, fällt eine Rabenfeder durch eine Öffnung im Dach oberhalb des Steines. Die Stelle auf der die Feder auf dem Relief liegen bleibt zeigt den kundigen Geweihten an, wo der Gestorbene zu finden sei, so dass umgehend ein Zug von meist Fünfen aufbricht um die Beerdigungszeremonie zu vollziehen. Dass die Boronis auf diese Weise oft am Ort eines Todes erscheinen, ohne gerufen zu werden, trägt zur schauerlichen Aura der Trollecker Gemeinschaft bei. Etwa im Fall eines heimlichen Meuchelmordes mag es gar zu pikanten Situationen führen.

 

Das Heiligtum erreichen die Nonnen und Mönche über eine der drei den Ordensgemeinschaften zugewiesenen Zugänge, die wiederum in den Gang der Besinnung führen, der sich im Halbkreis eines gebrochenen Rades um die Tempelhalle zieht. Von dort gelangt man in die einzelnen Gebäude der drei Gruppen, so etwa in das erst kürzlich fertig gestellte Haus der Zorkabiner, ein finsterer Ort, dessen Ordenskapelle unter anderem mit den Gebeinen ehemaliger Mönche geschmückt wird. Daneben wird derzeit ein Gästehaus für die Golgariten errichtet, deren Ritter seit einem Beschluss des Dreiäbterates das innere Klostergelände selbst nicht mehr betreten dürfen. Dazu gehört auch der abgeschiedene Bereich der Gemeinschaft um den besagten Malchias von Schnellenbrück von dem aus das Kloster unter anderem mit Nahrung versorgt wird, weswegen hier die meisten Scheunen und Werkstattgebäude stehen. Auf dem höchsten Punkt steht der “Narrenturm”, in dem einige schwer geistig Verwirrte bis zu ihrer Heilung leben.

 

Im Schäferhof wacht die Hirtin Maula Semmelrüb über die klostereigene Herde schwarzer Schafe. Die Bauten der Kalmuniten liegen wiederum hangabwärts. Die darunter liegende Bibliothek wird von allen drei Orden gemeinsam genutzt. Die Themen der meist selbst kopierten oder verfassten Bücher sind jedoch recht unterschiedlich: die Kalmuniten bevorzugen Traktate über Boronsriten und Kirchenpolitik, die Schnellenbrücker philosophische Schriften und die Zorkabiner schaffen meist düstere Totengesänge. Über eine Treppe auch für Gäste zugänglich ist die Kapelle mit Reliquien des entrückten Heiligen Kalmun jedoch darf Pilgerbereich nur barfuss und ohne Rüstung oder Bewaffnung betreten werden. Derzeit wird ein Haus für die gelegentlichen Pilger errichtet, in dessen Untergeschoss man bereits jetzt in Borons Armen nächtigen kann.

 

Die Gruppierungen: 

Nicht eine sondern drei kleine Gemeinschaften von je einer Hand voll Geweihten und ebenso vielen Laiendienern haben sich im Namen Borons in Trolleck niedergelassen. Sie teilen sich einerseits die Aufgaben innerhalb und ausserhalb des Klosters. So ziehen etwa die Zorkabiner nach Fürstenhort und Bärenfang und die Kalmuniten nach Rohalssteg, Metenar und Drakfold um Beerdigungen vorzunehmen und die Boronanger zu pflegen. Andererseits achten sie peinlich darauf ihre Eigenständigkeit zu wahren. Das Kloster wird durch die jeweiligen Vorsteher im Dreiäbterat geleitet, der auch eventuelle Streitpunkte beilegt, denn die Auslegungen der Lehre ihres Gottes ist bei den Gruppen teilweise recht unterschiedlich. 

 

Die Kalmuniten betrachten sich als eigentliche Gründer des Klosters und wollen vor allem das Andenken an den Märtyrer Kalmun Breckenbart wahren. In seinem Geiste versucht Äbtissin Surxinda Kreuthenstyn die Einhaltung der Gebote Punins zu überwachen und Bestattungsriten zu erforschen. Die ernste Gemeinschaft in ihren dunkelgrauen Roben kümmert sich zudem um jene Pilger, welche die Reliquien des Heiligen preisen möchten.

Wie die meisten Kalmuniten, so sind auch die Anhänger des Malchias von Schnellenbrück vor einigen Jahren aus dem Drifter Kloster Garrensand gekommen. Schon dort vertrat die einstige Fraktion des verstorbenen Abtes Pelgor Larbentrost grundsätzlich andere Ansichten. Den in mittelgrauen Kutten gekleideten, meist milde lächelnden geht es um die reine Lehre Borons, um innere wie äussere Ruhe und daraus gewonnenem Trost. Kirchenpolitik liegt ihnen fern, ist es doch die Abgeschiedenheit, in der sie meditierend Kraft schöpfen. So halten sie auch sehr wenig von Bewaffneten im Namen des Raben, wie den Golgariten. Gelegentlich kümmern sie sich auch um geistig Verwirrte, denen sie in gemeinsamer Arbeit den Weg zurück ins Leben ermöglichen. Vor allem die aus der klostereigenen Schafherde gewonnene Wolle wird zu Roben für Borongeweihte von Nah und Fern verarbeitet, aber auch Urnen und Särge werden gefertigt.

Als jüngste Gemeinschaft sind die Zorkabiner nach Trolleck gezogen, die den Golgariten nahe stehen und in deren Reihen geistliche Aufgaben übernehmen. Abtkomtur Azzan achtet auf die ausserordentlich strengen Ordensregeln des Gründers Zakharabas, die alleine männliche Mitglieder vorsehen. Das Kloster darf nur Nachts verlassen werden, was zum unheimlichen Erscheinen der Mönche ebenso wie die schwarzen Roben mit ihren weiten Kapuzen beiträgt. So manchem Landbewohner fährt ein Schauer über den Rücken, wenn er im Dunkel des Madamals eine Gruppe von fünf Schweigenden sieht und er weiss, dass der Rabe wieder einen der ihren geholt hat. Auch das Redeverbot ist strikter als in den anderen Gemeinschaften, das nur durch den Abt selbst und die beeindruckenden, düsteren Choräle in den Götterdiensten gebrochen werden darf. Die Gemeinschaft ist für die Fertigung steinerner Grabmale mit tiefer Symbolik bekannt.


Text: Martin Lorber