Kloster Krähenwacht
Das Ordenskloster der Golgariten wird auf den alten Ruinen
der Burg Bre'shey'Nok in der Baronie Brendiltal in Garetien,
auf einer Felsklippe direkt oberhalb des Meeres, gebaut.
Der Name Bre'shey'nok stammt eigentlich vom
alt-nebachotischen Namen Bre'sek'nok ab, was in etwa
übersetzt‚ schwarze Mauern', oder ‚dunkles Gemäuer' bedeutet.
Bis auf den Bergfried der alten Burg waren alle Gebäude und
ein großer Teil der Mauern in einem beklagenswerten Zustand.
Daher werden die baufälligen Gebäude abgetragen und deren Steinmaterial für den Aufbau der Außenmauern verwendet.
Der neu zu errichtende Boron-Tempel soll nach dem Willen
des Komturs gänzlich aus schwarzem Basalt errichtet werden, während die Wohngebäude und die Stallungen aus gebrannten,
weiß getünchten Tonziegeln bestehen sollen. Mit den durch Pflanzenbewuchs graugrünen Außenmauern aus Bruchstein und dem Bergfried aus grauem Granit wird das Kloster aus einer Mischung von Baugestein bestehen, so wie auch die Edelgrafschaft Perricum selbst aus einer Mischung aus Nebachoten und Garetiern besteht.
Der alte Torturm war bereits eingestürzt und mußte völlig entfernt werden. Inzwischen nimmt ein neuer Turm aus dem Baumaterial der alten Gebäude seinen Platz ein. Der Halsgraben vor dem Tor wurde allerdings zugeschüttet, so dass das Kloster nun leichter erreicht werden kann. Trotzdem stellt der steile Weg hoch zur Klippe immer noch eine gewisse Beschwernis für den Besucher und auch für eventuelle Angreifer dar.
Während der Bauzeit wirkt der Innenhof etwas überfüllt: Da die Wohnhäuser noch nicht völlig fertiggestellt sind, aber viele der Bewohner bereits eingetroffen sind, müssen diese zunächst in provisorisch errichteten Hütten leben, die zwischen den Baustellen auf dem späteren Übungsgelände stehen. In einer der größeren Hütten befindet sich ein kleiner Schrein des Boron, vor dem Andacht gehalten wird, bis der Tempel fertiggestellt und eingeweiht ist. Ebenfalls findet sich auf dem Hof eine Ziegelbrennerei, in der neben den Bausteinen auch der Kalk für den Mörtel und für die weiße Tünche gebrannt wird.
Dormitorium/Refektorium/Küche/Bäckerei
Das von der Grundfläche gesehen größte und mittlerweile fast völlig fertiggestellte Gebäude steht an zentraler Position innerhalb des Klosters. Im unteren Stockwerk finden sich Räumlichkeiten für die Versorgung der meisten einfachen Klosterbewohner: In einer großen Küche und einer angrenzenden Bäckerei wird beinahe der gesamte tägliche Nahrungsbedarf zubereitet. Im großen Refektorium daneben werden diese Erzeugnisse wiederum von Rittern, Knappen, Novizen und Laiendienern verzehrt. Das Refektorium wird auch als Versammlungssaal und zur Unterrichtung der Novizen genutzt.
Ein altes Gewölbe, das unter der Ruine des vormaligen Palas (und damit unter dem jetzigen Refektorium) gefunden wurde, wird als Vorratskeller für die benötigten Lebensmittel genutzt.
Im Obergeschoss befinden sich die Unterkünfte der Ordensmitglieder ohne besondere Aufgaben. Darunter befinden sich die Einzelräume von altgedienten Rittern, denen der Beender des Lebens nicht die zweite Weihe im Kampf gestattete und die jetzt zumeist als Lehrer fungieren, aber auch die Räume für je einen oder zwei adelige Ordensmitglieder. Die meisten Menschen schlafen jedoch im großen Dormitorium, darunter alle Novizen und die meisten Knappen.
Das Dach dieses Gebäudes ist leicht zu der Ecke geneigt, die der Klosterzisterne am nächsten ist. Über eine Holzrinne wird das auf dem Dach aufgefangene Regenwasser in die Nähe dieser Zisterne geleitet.
Spital
Ein in Entstehung befindliches einstöckiges Ziegelgebäude ist das Klosterspital, in dem sowohl körperliche Blessuren - von zwei Medici - kuriert werden können als auch, durch die zwei zukünftig anwesenden Noioniten aus dem bei Perricum liegenden Kloster, seelische Krankheiten behandelt werden sollen. Die Fenster in den Krankenzimmern im hinteren Bereich sind zum Teil vergittert; ein einzelner Raum ist sogar vollkommen fensterlos. In diesen hinteren Räumen werden bald die schweren bis völlig hoffnungslosen Fälle geistiger Umnachtung untergebracht, so dass die drangvolle Enge im Perricumer Noionitenkloster ein wenig gemindert werden kann.
Es ist bereits ein erster Kranker im Spital aufgenommen worden: Beim Bezug der Burg durch die Golgariten wurde der uralte Burgvogt in den Ruinen entdeckt. Da dieser immer wieder von dem längst verstorbenen Ritter von Bre'shey'Nok als Burgherrn spricht, stellt er die erste größere Herausforderung an die Noioniten dar.
Es ist geplant, dass die Novizen von Krähenwacht regelmäßig zur Unterstützung der Noioniten beordert werden und zur Pflege der Geisteskranken hinzugezogen werden, um Erfahrungen im Umgang auch mit extremen menschlichen Schicksalen zu sammeln. Solange die fensterlose Zelle nicht von einem besonders schweren Fall bewohnt ist, kann dieser Raum auch für die die Regeln des Klosters bzw. die Prinzipien des Ordens brechenden Novizen als Bestrafungsort oder zur Drohung als solcher genutzt werden.
Stallungen/Schmiede
Im Westteil des Klosters, nahe dem Tor, steht ein einstöckiges Gebäude, das für bis zu 20 Pferde Platz bietet. Zwei separate Boxen sind je für das Ross des Komturs und eines hohen Gastes reserviert, drei weitere Boxen geben jeweils zwei Tieren Platz; weitere Pferde müssen in einer großen Box Unterkunft finden.
Direkt nebenan befindet sich die Schmiede des Klosters, in der die eisernen Werkzeuge, Hufeisen, Nägel und anderes gefertigt und zum größten Teil auch gelagert werden. Hier können aber auch die Waffen der Golgariten wieder in einen guten Zustand versetzt werden, wenn auch das Herstellen gänzlich neuer Waffen die Fähigkeiten des Schmiedes übersteigt. Als Grob- und Hufschmied leistet er jedoch ausgezeichnete Arbeit. Da er zudem ein Pferdenarr ist, kümmert er sich zusammen mit einigen Novizen sowie einem eigens dazu abgestellten Knappen um das Wohlergehen der Tiere. Den täglichen Ausritt lassen sich die Besitzer jedoch nicht abnehmen.
Zur Reiterausbildung der nichtadligen Novizen stehen ein halbes Dutzend Reittiere im Klosterbesitz zur Verfügung.
Abthaus/Gästehaus
Am Ostrand der Burg, in unmittelbarer Nähe zur Mauer am Rande der Felsklippen oberhalb der Bucht, entsteht ein dreistöckiger, weiß getünchter Ziegelbau, der einmal die Würdenträger des Klosters und hohe Gäste beherbergen wird. So wird es zu ebener Erde Schlafräume für die beiden Tempelpriester, die Noioniten sowie für die Ritter mit besonderen Aufgaben geben. Der Luxus dieser Räume besteht darin, dass jeder der Bewohner einen eigenen Raum für sich in der Nähe des Abtes hat. Eine kleine, aber hochwertige Küche stellt die Versorgung für diejenigen sicher, die nicht im Refektorium speisen.
Im zweiten Stock sollen die Gäste des Klosters untergebracht werden. Ebenfalls befindet sich dort ein kleiner Saal, der als Speise- und Versammlungsraum für die Zusammenkunft der wichtigsten Klosterbewohner genutzt wird.
Das oberste Stockwerk besteht aus den Wohn- und Arbeitsräumen des amtierenden Abtes sowie des garetischen Komturs. Zwei weitere große Räume stehen für Gäste von höchsten Würden (wie beispielsweise die Grossmeisterin oder einer der Ordensmarschälle) zur Verfügung, doch dürften diese nur sehr selten von solchen genutzt werden und deshalb meistens leerstehen. Jeder dieser Räume hat einen eigenen Abtritt. Der Wohnraum des Komturs hat zusätzlich einen Balkon an der Ostseite, so dass er am frühen Morgen den Sonnenaufgang über dem Perlenmeer genießen kann, da das Niveau seines Raumes oberhalb der Mauerkrone liegt.
In diesem Stockwerk befindet sich auch eine Bibliothek. Da die Golgariten eher Menschen der Tat als des Wortes sind, nimmt sich deren Ausmaß jedoch sehr bescheiden aus. Nicht mehr als drei Dutzend Bücher, darunter natürlich wertvolle Exemplare des Schwarzen Buches und der Lex Boronia, sind hier zu finden, so dass auch das in anderen Klostern häufig zu findende Amt des Bibliothekars hier wahrlich überflüssig ist. Die im Kloster anwesenden Noioniten und die Zorkabiner haben allerdings in ihren Räumen im Spital respektive im Bergfried eigene kleine Buchsammlungen.
Tempel mit Boronsanger
Der aus schwarzem Schlunder Basalt zu errichtende Tempel ist wohl das ehrgeizigste Bauprojekt, das der garetische Komtur innerhalb des Klosters Krähenwacht in Auftrag gegeben hat: Mit einem halbkreisförmigen Grundriss von borongefälligen 5*5 Schritt Durchmesser und einer geplanten Höhe von etwa 8 Schritt wird der Tempel zwar nicht der höchste, aber doch der beeindruckendste Bau innerhalb der Klostermauern werden, zumal er auch einen zentralen Platz in der Burg einnehmen wird.
Im Innern werden 5 Säulengänge als Speichen zum Mittelpunkt, zur Nabe des gebrochenen Rades, führen, in dem eine Rabenstatue als Allerheiligstes aufgestellt werden wird. Jeder Gang wird durch zwei Säulenreihen gebildet werden, wobei die Wandreihe an den Gängen der Nabenachse jeweils aus Halbsäulen bestehen wird.
Der Boden des Tempels soll vollständig mit grauem Raschtulswaller Marmor ausgelegt werden.
Im Tempel wird es keine anderen Räumlichkeiten als den großen Andachtsraum geben. Die zukünftigen betreuenden Geweihten des Dunklen Gottes finden als Würdenträger des Klosters Unterkunft im Wohnhaus des Abtkomturs, während die Novizen des Tempels im Dormitorium ihre Wohnstatt finden werden. Die Gerätschaften für den Dienst am Gott wie Schwenker und andere Kultgegenstände werden offen auf Tischen seitlich neben der Rabenstatue aufbewahrt werden.
Der Borontempel wird nur von Geweihten und von Laiendienern, wie den nichtgeweihten Mitgliedern des Golgariten-Ordens, betreten werden dürfen. Einfachen Gläubigen, so sie denn überhaupt die Möglichkeit bekommen, das Kloster zu besuchen, oder den nicht direkt dem Orden angehörigen Bediensteten des Klosters, wird der Zutritt zum Tempel verwehrt werden.
Der Boronsanger wird ebenfalls einen Halbkreis bilden und sich direkt an den Tempel anschließen, so dass beide zusammen den Kreis schließen, der Leben und Tod zu einer Einheit macht. Auf dem Boronsanger werden zukünftig die verstorbenen Schwestern und Brüder des Klosters zu Grabe getragen. Der Anger liegt auf dem alten Bestattungsplatz der Burg, nimmt aber heutzutage erheblich mehr Platz ein als jener damals.
Der ehrgeizige Komtur wollte ursprünglich den Tempel zur Ehre Borons als erstes erbauen lassen, aber durch Verzögerungen beim Anliefern des edlen Baugesteins trafen die Verantwortlichen vor Ort in seiner Abwesenheit die Entscheidung, dass der Bau der Wohngebäude vorzuziehen ist.
Das untere Halbrund in der nebenstehenden Abbildung stellt den Klostertempel dar. Die schwarzen und weißen Kreise sind Marmorsäulen, die die Speichen des gebrochenen Rades repräsentieren. Das obere Halbrund wird durch den Boronsanger gebildet, zu dem vom Tempel eine doppelflüglige Tür führt, die etwas kleiner ist als das Hauptportal am Scheitelpunkt des Tempelhalbrunds.
Zisterne
Innerhalb der Felsklippe, auf der das Ordenskloster errichtet ist, kann kein Grundwasser mit Hilfe eines Brunnens geschöpft werden. Allerdings sorgen Ostwinde fast das ganze Jahr über für eine gute Bewässerung des fruchtbaren Landes. Daher wurde im Burghof, nur wenige Schritt vom mächtigen Bergfried entfernt, eine etwa 12 Schritt tiefe Zisterne in den Fels getrieben. Der Zisternenschacht selbst hat nur einen Durchmesser von 1,5 Schritt, aber um diesen Schacht herum wurde eine Kieselschicht mit der halben Tiefe und einem Durchmesser von etwa 7 Schritt angelegt. Diese Schicht nimmt das Regenwasser auf, filtert es und führt es dem Zisternenschacht zu. Oberhalb des Schachts ist ein gemauerter, einen Schritt hoher Rand, der von einem kupferbeschlagenen Holzdach gekrönt ist, damit keine Verunreinigungen wie direkter Regeneinfall oder durch Rastullahs Atem in das Kloster gewehter Khomsand in den Schacht gelangen kann. Die Zisterne liegt auf niedrigem Niveau innerhalb der Burg, so dass das meiste in die Burg gelangende Regenwasser hineinlaufen kann. Auf der Spitze des Bergfrieds leitet ein hölzernes Rohr das Regenwasser so ab, dass es von der Zisterne aufgenommen werden kann. Bei Regen nutzen die jungen Novizen und Knappen den durch diese Leitung entstehenden Wasserschwall als reinigende Dusche. Ihr Wasser abschlagen dürfen sie jedoch in der Nähe der Zisterne nicht. Das in der Nähe entstehende Unterkunftsgebäude wird ebenfalls eine solche Wasserleitung besitzen. Die Zisterne kann dann fast das ganze Jahr lang das Kloster mit trinkbarem Wasser versorgen. Lediglich im etwas trockeneren Sommer muss bisweilen Wasser aus einem Bach am landseitigen Fuß der Klippe geschöpft und in das Kloster transportiert werden.
Bergfried
Der mächtige, runde, etwa 17 Schritt hohe Bergfried ist das einzige in Gänze erhaltene Gebäude in der Burg, da er vollständig aus beinahe perfekt ineinander gesetzten Granitsteinen aus den Beilunker Bergen erbaut wurde und damit nicht wie die anderen Gebäude durch mangelnde Pflege allmählich verfiel. Dieses exzellente Material war vom damaligen Baumeister angefordert worden. Dem Bauherrn waren aber die hohen Kosten ein Dorn im Auge, und er ließ den Rest der Burg mit etwas bescheideneren Mitteln errichten.
Der Bergfried ist Bestandteil des nördlichen Teils der Burgmauer und steht über die Ost-West-Ausdehnung der Burg gesehen etwa auf halber Strecke. Der glatte Eindruck der Wände wird nur durch eine Ausbuchtung an der Nordwand unterbrochen, die durch Fäkalspuren darunter von außen eindeutig als Aborterker erkennbar ist. Der Eingang in dieses Bauwerk befindet sich in fünf Schritt Höhe und war ursprünglich nur über eine hölzerne Brücke vom alten Palas aus zu erreichen, dessen klägliche Reste inzwischen abgetragen sind. Um in das Turminnere zu gelangen, wurde anstelle der Brücke eine Holztreppe vom Burghof hoch zur Eingangsöffnung gezimmert. Das Innere wird kaum durch Sonnenlicht erhellt, da der Turm keine Fensteröffnungen, sondern nur Schießscharten als Lichteinlässe besitzt. Daher ist selbst am Tage ohne Fackel- oder Kerzenlicht kaum etwas zu erkennen. Die Böden der einzelnen Stockwerke bestehen aus dicken Holzbalken, die auf in der Wand verankerten, starken Holzkeilen aufliegen.
Im Bergfried befindet sich unterhalb des Eingangsniveaus das alte Verlies, in dem in früheren Zeiten Gefangene eingesperrt wurden. Dieses Verlies kann nur durch ein Loch in der Decke erreicht werden. Bis auf eine Unratrinne gibt es dort keine Besonderheit, wenn man davon absieht, dass dort noch menschliche Überreste gefunden wurden und die meisten abergläubischen Handwerker und sogar ein Novize des Golgariten-Ordens davon überzeugt sind, dass es dort tatsächlich nicht mit rechten Dingen zugeht.
Im Eingangsgeschoss findet sich in einem kleinen Vorraum lediglich eine weitere Holztreppe, die in das erste Obergeschoss führt sowie das bereits erwähnte Loch im Boden, das den einzigen Zugang zum darunterliegenden Verlies darstellt. Durch eine Türöffnung erreicht man den dahinterliegenden Vorratsraum, in dem zukünftig der tägliche Bedarf der bald hier logierenden Zorkabiner gelagert wird.
Im ersten Obergeschoss befinden sich ein Schlafraum und ein Aufenthalts- bzw. Arbeitsraum für die vier Brüder der Abordnung der Zorkabiner. Im zweiten Obergeschoss liegen die Räumlichkeiten des „Vaters“ der Zorkabiner. Von dessen Wohnraum führt eine Leiter auf die zinnenbewehrte Turmspitze. Seit der Niederlassung des Golgariten-Ordens in diesen Gemäuern läßt sich bisweilen eine Schar Krähen auf dem Bergfried nieder, um, den Blick stets nach Nordosten gewandt, mit heiserem Krächzen die Aufmerksamkeit der Klosterbewohner auf die Rückgewinnung der heiligen Stätten in Tobrien zu lenken.
Obwohl der Bergfried nicht an der höchsten Stelle der Burganlage direkt über dem Meer steht, bietet sich auf der Turmspitze aufgrund seiner Höhe ein wunderbarer Ausblick auf den Golf von Perricum, bei dem vor allem das Schauspiel des Sonnenaufgangs aus dem Wasser des Perlenmeers bemerkenswert ist. Bei guter Sicht sind in dieser Richtung auch die Efferdstränen erkennbar. Da die Schifffahrtsroute von und nach Perricum eher an diesen Inseln vorbeiführt als an der Brendiltaler Küste, war eine durchaus denkbare Nutzung des Bergfrieds als Signalturm seit jeher ausgeschlossen.
Das Verlies unten im Bergfried dient seit dem Bezug durch die Golgariten einer ganz anderen Bestimmung als früher: Die angehenden Ritter werden in diesen Raum gebracht, der auch hier „Kammer“ genannt wird, um in der Dunkelheit und Stille ihren Wappenrock zu besticken. Da es heißt, dass es im Bergfried und dort besonders in diesem Verlies spukt, stellt diese Aufgabe eine besondere Herausforderung an das Geschick und die Nerven der Knappen dar.
Ein weiteres Gerücht besagt, dass vom Verlies aus ein von den Erbauern in die Felsklippen geschlagener Gang bis hinunter zum Meer führen soll. Es gibt auch ein solches Gerücht für den Zisternenschacht. Diese Gänge wurden zwar noch nicht gefunden, jedoch werden diese Gerüchte durch das unter dem alten Palas gefundene und bis dato vergessene Kellergewölbe bestätigt. Leider sind die abgehenden Gänge allesamt entweder eingestürzt oder verschüttet worden. Aber wer weiß, was für ein Labyrinth unter dem Plateau doch noch existiert?
Die Dorfbewohner glauben jedoch nach wie vor, dass ein Vorfahr des Barons an manchen Nächten, dann wenn das Madamal hoch am Firmament steht aus den Kellern steigt und nichts ahnenden Wanderern das Blut aus dem Leibe saugen soll. Kein Wunder also, dass sie in solchen Nächten Fenster und Türen fest verschlossen halten.
Text: Ulrich Schumacher