Die Ogermauer, der Wall des Todes
Der Todeswall erstreckt sich vier Meilen diagonal im Tal und bietet so eine vorgelagerte rechte und ein rückläufige linke Flanke. Im Zentrum erhebt sich eine acht Schritt aufragende Mauer aus
düsterem, halb-lebendig erscheinendem Gestein Verteidigungsanlage, die ölig in der Abendsonne schimmert. Die gigantischen Wehrtürme wirken wie eingefallene Kerzen, aus denen sich glitschige Tentakel
winden, unterkellert von einem riesigen Kasemattenareal und gekrönt von Stellungen für Bogenschützen. (…) Begrenzt wird die Anlage von zwei breiten Granittürmen, 40 Schritt hoch und 60 Schritt im
Durchmesser. Sogar diese allenfalls erklimmbaren Gebirgsspitzen sind mit Palisaden gesäumt. Thargunitoth alleine mag wissen, wie die dort hinauf geschafft wurden. Einsegnung abgebrochen. Permanent
innewohnende daimonide Präsenz. Empfehle Säuberung durch den Klerus.
-Lagebericht vom 29. Firun 1029 BF, gezeichnet von Baron Corvinius v. Rabenmund-Mersingen ä.H.
Aus der Geschichte:
Vor der Einnahme mit dem folgenden Umbau durch die Schergen Borbarads war der "Wall des Todes" allgemein als Ogermauer bekannt. Im Jahre 1003 BF wurde hier schon der Aufmarsch der 1000 Oger in der
ebenfalls verlustreichen ersten "Schlacht an der Trollpforte" zum Halten gebracht.
Die wahrhaft gewaltige Maueranlage ist jedoch noch viel älter und wurde vermutlich weder von Ogern noch Menschen errichtet.
Leben und Sterben am Todeswall:
Auf den Fundamenten weit älterer Hinterlassenschaften, die frühesten Funde datieren den Grundstein im 2. Drachekrieg, in seiner heutigen Form geschaffen, um die ersten Siedler vor den Schrecken aus
dem Osten zu schützen, und das Herz des Reiches vor dem Ansturm der Trolle zu bewahren, führt der Wall des Todes den Mittelreichern heute die neue Realität vor Augen, dass die Warunkei, einst
reichste Provinz des Neuen Reiches, von einem Nekromantenrat geknechtet wird. Wo sich die Ausläufer beider Gebirge sich treffen, um nur den schmalen Durchlass des 4 Meilen langen Todeswalls
freizulassen, erhebt sich, was einst die Trollpforte war. Nicht allein Satinavs Wirken haben dem Gemäuer zugesetzt. Das alte Bauwerk, das von Ogern, Dämonen und Untoten, wie auch von Kaiserlichen
gleichsam bestürmt wurde, ist heuer von Kriegsschäden schwer gezeichnet. Die dämonische Präsenz der langen Besatzung durch die Diener Thargunitoths hat das Gestein pervertiert und ein unwirkliches
Eigenleben beschert. Aus dem Hauptturm im Zentrum des Walls, wachsen zwei Wehrmauern und bilden das, was einst als Bollwerk wider die Schrecken aus dem Osten errichtet wurde. Nicht verwunderlich
also, dass sich hier Burgruinen vieler Epochen aneinanderreihen. Und heute beginnt das Feindesland wieder jenseits des Walls, der den Osten des Kontinents vom restlichen Reich trennt. Für Kavallerie
und Belagerungsmaschinen in der weiteren Region, die einzige Möglichkeit ins Warunker Land vorzustoßen, wollen sie nicht den Umweg über den Sichelstieg (250 Meilen) oder den
Arvepass (200 Meilen) auf sich nehmen. Auch wenn der vormalige Baron, die Mauern verfallen ließ, ist die strategische Bedeutung der Pforte, heute wieder hoch wie lange nicht. So sind die
zahlreichen (vergeblichen!) Versuche des neuen Herrn von Devensberg, Baron Corvinius von Rabenmund-Mersingen ä.H., zu verstehen, den Todeswall von seinen dämonischen Einflüssen zu reinigen und
einzusegnen.
Der Wall des Todes ist heute wieder Grenzlinie. Das von den Posaunen von Perricum während der 3. Dämonenschlacht gerissene Loch ist zwischenzeitlich gestopft. Etwa zwei Meilen westlich des Walls, befindet sich die Ruine der ´Ehernen Wacht´, deren befestigtes Lager vom Endlosen Heerbann überrannt wurde. Des Nächtens hallen traurige Klagelaute und geisterhaftes Kreischen der ruhelosen Soldaten über das Tal. Eine halbe Meile östlich der Mauer, die so viele Leben kostete, liegt ein Hügel von etwa dreißig Schritt Durchmesser, der wohl für alle Zeiten Dämonenhügel heißen wird. Unvorstellbare arkane Mächte haben ihn eingeäschert und das gewaltige Tridekagramm ins Erdreich gebrannt, wo der Dämonenmeister den finalen Frevel begehen wollte. Dreizehn Altäre erheben sich ringsum, die, den Gezeichneten sei Dank, niemals ihren unnennbaren, letzten Zweck zugeführt werden konnten. Keine Skelette und keine gefesselten Seelen finden sich auf diesem Hügel, der wohl darauf wartet, eine Pforte des Grauens zu werden. Nicht einmal die Heptarchen haben es bislang gewagt, hier in Borbarads Spuren zu treten. Es bleibt zu hoffen, dass die Präsenz der Boronritter, diesem Unheil Einhalt gebieten kann. Wache hält neben dem Heiligen Golgaritenorden nur das Schwert „Finsterblitz“, das Herzogin Walpurga von Weiden hier nach der Schlacht einem Schwur gemäß vergrub. Während die Westseite des Schlachtfelds von Praios- und Boron-Priestern eingesegnet wurde, auf dass sich keinen neuen Schrecken aus dem Boden erheben (sogar die meisten Gefangenen der Schlacht wurden an Ort und Stelle verbrannt) und von Golgariten bewacht wird, sind Geistererscheinungen auf der Ostseite des Walls häufig – ein weiterer Grund, warum man hier nicht in die Schwarzen Lande eindringen sollte (und weswegen auch nur die abgebrühtesten Soldaten hier Dienst ableisten).
Nördlich und südlich des Walls verlaufen die Grenzbefestigungen noch etwa 15 Meilen weit in die Gebirge hinein, bestehen hier allerdings meist nur noch aus einer vier Schritt hohe Mauern, teils aus Felssteinen errichtet, teils von Dämonen aufgehäuft oder zusammengeschmolzen, dazwischen finden sich Wachtürme und Kasematten. Hier abseits der Horden von Untoten und Söldnern, ist es recht einfach in das Land der Toten einzudringen, wenn man die richtige Zeit wählt: Nachts patrouillieren Untote, tagsüber menschliche Söldner, aber die Stunden um Sonnenaufgang herum bietet eine gute Chance, ungesehen die ersten Meilen in den Schwarzen Landen zurückzulegen, denn dahinter wird es wesentlich ruhiger. Die andere Wahl wäre es, noch weiter nördlich oder südlich den Übertritt, aber zumindest im Süden liegen dann viele Meilen Niemandsland vor den Helden – Niemandsland, dessen Bewohner gerne jeden Eindringling ohne viel Federlesens erschlagen, egal ob lebend oder untot…