Die Denkrichtungen innerhalb des Ordens

Auch wenn der Orden nach außen hin eine mehr oder weniger einheitliche Politik verfolgt, so beherbergt er doch zahlreiche Denkrichtungen und Meinungen, wie der Orden seinem Herrn zu dienen oder auf derische Geschehnisse zu reagieren hat. Nachfolgend werden einige der wichtigsten Ordenszweige beschrieben, die trotz all der Wirrnisse, die der Orden schon durchmachen musste, immer noch bestehen. Es sei aber nicht verschwiegen, dass der Großteil der Ordensmitglieder sich nicht klar einteilen lässt und mal mit jener, mal mit dieser Richtung sympathisiert.

 

Name: Pilger der Dunkelheit
Kurzcharakteristik: Denkrichtung, welche die irdischen Verpflichtungen und Verwicklungen des Ordens nicht außer Acht lässt, sich Schwerpunktmäßig aber auf die mystischen Aspekte konzentriert, wie dem großen Traum oder der Suche nach der Tränenlosen.
Zitat: "Und hätte ER nicht gewollt, dass wir im Diesseits wirken und seine göttlichen Aufgaben erfüllen, hätte ER uns dann nicht schon längst in den Inneren Kreis aufgenommen?"
Bedeutende Anhänger: Großmeisterin Borondria, Schwingenträger Edorian
Einfluss: groß

Die Pilger der Dunkelheit haben seit der Rückkehr des Dämonenmeisters am meisten Einfluss auf die allgemeine Ordenspolitik ausgeübt. Ihre Art und Weise, sowohl die weltlichen Aspekte des Ordenslebens zu beachten, wie auch die von der Lex Boronia zitierten mystischen Ziele des Ordens zu erreichen fand großen Anklang unter den meisten Ordensmitgliedern. Man sieht in weltlichem Machtzuwachs, Titeln und Ämtern, ein wichtiges Mittel, die höheren Ziele zu erreichen. Denn man hat nicht vergessen, dass sich der Orden auch dem Schutz der Lebenden verschrieben hat, eine Aufgabe, die man ebenso gewissenhaft zu erfüllen versucht, wie das Behüten der Totenruhe.

 

 

 

Name: Weiser der Ewigkeit
Kurzcharakteristik: Anhänger dieser Denkrichtung entsagen allem Materiellen und diesseitigen Titel und Ämtern und schöpfen ihre Kraft aus der inneren Ruhe und Gewissenheit, dass Boron mit ihnen ist. Beeinflusst von den Marbiden.
Zitat: "Sieh, wir sind nicht von dieser Welt und alles was in dieser Welt geschaffen wird, ist durchdrungen vom Ende. Unser Blick aber ist gerichtet auf die Welt dahinter, voller Ewigkeit. Was soll ich also begehren, die Dinge der Welt hier?"
Bedeutende Anhänger: Ritter Borian v. Herdenswall, Ritter Aalrich v. Sturmfels
Einfluss: klein

Bei den Golgariten existiert eine Gruppe, die einen einstigen Kontakt zu den Marbiden nie vergessen hat.
Mitglieder dieser Richtung sind nicht verwurzelt in dieser Welt, sie sind fern von dieser und bereiten sich auf das Ende ihrer und aller Tage vor, denn dieses wird kommen, dies ist die einzige Wahrheit im Leben.
Es sind die schrecklichsten und besten Kämpfer des Ordens, meist in der tobrischen Speiche stationiert oder zumindest lange Zeit dort gedient, und deswegen wurde ihre "Andersartigkeit" nie offen verhandelt.
In ihrem Handeln, zeigt sich die Ruhe ihres Gottes. Alles wird enden und jeder, der sich vom Tand dieser Welt ablenken lässt, ist verloren im Meer der Ewigkeit, er muss errettet werden. Die Leiber, die der Herr zur ewigen Ruhe ruft, müssen geschützt werden, auf das die Seele, endlich Ruhe erhält und erkennen kann, welch Leben wahr ist und welches nur ein Traum der Ewigkeit und somit nicht wahr.
Leben ist nicht dieses Leben hier, sondern hier auf Dere sterben die Menschen, von dem Moment an, wo sie zum ersten Mal atmen. Leben werden sie erst, wenn alles Materielle vergangen ist.
Kein Mitglied dieser Richtung wird ein Amt anstreben, manche werden es sogar vollständig ablehnen, jemals ein solches anzunehmen. Kein Titel, keine Auszeichnung ist wirklich; sie sind nur Schatten, gewebt von Schatten. Einzig und allein der Herr kann sie auszeichnen und dies ist wichtig.
Außenstehende, die mit Mitgliedern dieser Ordensrichtung reden, werden hier Seelen vorfinden, die eine jede Stunde bereit sind zu gehen. Ihr Blick ist nach Innen gerichtet und ihre Worte sind schwer zu verstehen für einen Menschen, der im hier und jetzt gefangen ist. Oftmals wirken sie verängstigend, sogar unverschämt, wenn sie, in sich vergessend, wieder einmal die Anrede weg lassen. Fast erscheint es dann, als wären sie irritiert, wenn der Gesprächspartner dann gekränkt reagiert und so kann es schon dazu kommen, dass sie eine Frage stellen: "Was von all dem könnt ihr halten, wenn ihr geht?" Niemand hat ihnen diese Frage je beantworten können, jedenfalls nie zu ihrer eigenen Zufriedenheit, denn jede Antwort war durchdrungen von der Hoffnung alles behalten zu können, oder am Ende sogar mehr zu bekommen.
Sie teilen was sie haben, denn dies ist nicht wichtig. Glücklich der Knappe, der so einen Herrn bekommt, denn er wird mehr Essen erhalten als sein Mentor, der nicht mehr in dieser Welt wandelt.
Wagt man es und nähert sich man diesen Menschen, dann wird man verstehen, welche Stärke sie aus ihrem Glauben ziehen. Der Tod ist für sie kein Ende, sondern der Anfang aller Dinge. Endlich werden sie leben können und dies in Ewigkeit...

 

 

Name: Behüter des Jenseits
Kurzcharakteristik: Erzkonservativer Flügel, der den Orden gerne auf die alten Pfade zurückführen möchte, sprich, als höchstes Ziel wieder die Bekämpfung der Ketzer aus Al`Anfa zu verfolgen.
Zitat: "Schweigen ist SEIN Aspekt, doch dies heißt noch lange nicht, dass er die Häretiker aus dem Sündenpfuhl und ihre lästerliche Irrlehren anerkennt!“ „Der Mensch dem Mensch einst heilig, wird zur allgemeinen Belustigung im Al´Anfaner Kreisrund gemordet. Keine Häresie könnte größer sein!“ – „Aus Schweigen Zustimmung zu lesen, ist vermessen!“
Bedeutende Anhänger: Justiziar Baranoir, Schwingenträgerin Alena
Einfluss: mittel

Die Behüter des Jenseits waren lange Jahre die prägende Kraft des Ordens, da auch der ehemalige Großmeister Lucardus v. Kémet stark mit ihnen sympathisierte. Die Behüter haben sich den Kampf wider Al`Anfa auf die Fahne geschrieben und missbilligen den sanften Kurs der Großmeisterin und des Raben v. Punin. Gleichzeitig sieht man sich auch, stärker als andere Denkrichtungen, ganz als Erbe der in den Golgariten-Orden aufgegangenen Ritterbünden und Geheimgesellschaften. Kaum jemand verfügt über mehr Wissen über die Vergangenheit des Ordens als die Behüter, welche dieses Wissen aber nur sehr widerwillig weitergeben. Gerüchten zufolge soll eine zu intensive Beschäftigung mit der Vergangenheit und dem Ursprung des Ordens schon so manchem Suchenden den Verstand geraubt haben oder ließ ihn gar vom Glauben abfallen - Lucardus ist da nur das bekannteste Beispiel. Zwar haben die Behüter der Nacht zugestimmt, den schwelenden Konflikt in den Hintergrund zu drängen, in Anbetracht des drohenden Gefahr aus dem Osten eine weise, wenn auch zeitlich begrenzte Entscheidung, doch wird der Schulterschluss der Kirchen misstrauisch beäugt. Sie sehen sich als strafenden Blick des Raben, in dessen direkten Auftrag handeln und in Uthars Namen richten.

 

 

Name: Streiter der Nacht
Kurzcharakteristik: Man sieht sich als derische Streiter mit einem alveranischen Auftrag und versucht, beiden Aspekten so gut wie möglich gerecht zu werden. Da die Golgariten den Kampf aber auf Dere ausfechten, muss man sich auch den Gegebenheiten anpassen und die Vorteile zu nutzen wissen.
Zitat: “Natürlich suchen wir fieberhaft nach der Tränenlosen, natürlich kenne ich die Prophezeiung Andraads. Aber diese Leute leiden und sind dem Schrecken nicht gewachsen, der auf sie zukommt. Ihr Schild und Schwert will ich sein.“
Bedeutende Anhänger: Großkomtur Gernot v. Mersingen, Kriegsherr Corvinius v. Rabenmund-Mersingen, Ritter Yann
Einfluss: klein

Nur wenige Ordensmitglieder fühlen sich den Streitern der Nacht nahe, welche auf dem schmalen Grat zwischen Glauben und Macht balancieren. Denn ähnlich wie die Pilger der Dunkelheit sieht man die derischen Aufgaben des Ordens als Mittel zur Erreichung der höheren Ziele, gewichtet diese Mittel allerdings viel schwerer. Da die Ordensstreiter selbst Teil Deres sind und auf Dere agieren, wäre es gefährlich und töricht, die Mechanismen des Diesseits auszuklammern. Viele neu in den Orden aufgenommenen fühlen sich zuerst den Streitern der Nacht nahe, driften mit der Zeit allerdings zu den anderen Denkrichtungen über - nur die wenigsten besinnen sich zu einem späteren Zeitpunkt ihres Lebens wieder auf den Weg der Streiter zurück.

 

 

Name: Wächter des Weges
Kurzcharakteristik: Die Anhänger dieser Denkrichtung sehen sich zuförderst als Beschützer der Lebenden. Da dies nur schwer möglich ist, wenn man nur Träumen und Visionen nachjagt, versucht man, die weltlichen Aspekte zu stärken und steht Landannahmen und Titel ausgesprochen offen gegenüber.
Zitat: “Der Feind strebt auch nach Macht und Reichtum - bekämpfen wir ihn auch auf diesem Terrain.“
Bedeutende Anhänger: Abkomtur Isonzo v. Phexhilf-Rabenstein, Komtur Wulf Degenhardt v. Berg, Cellerarin Fina v. Ibenburg, Abt Rabanus Falk v. Krähenklamm
Einfluss: mittel

Die erbittersten Gegner der Behüter des Jenseits versuchen durch Mehrung der weltlichen Macht den Orden zu stärken. Viele Wächter sind profune Kenner des jeweiligen politischen Parketts und lassen es sich auch nicht nehmen, darauf mitzutanzen. Aus ihren Reihen entspringt auch die Idee der Landannahme in Warunk ähnlich der Theaterritter, wie sie Borondria einst guthieß. Schon manch ein Wächter ließ sich allerdings blenden und verließ den Weg des Tugendhaften, in dem er nur noch an Gold und Macht dachte und dabei die wesentlichen Aspekte des Ordens und seines Glaubens vernachlässigte oder gar vergaß. Auch wenn es vielen Ordensmitglieder sauer aufstößt, so hat der Orden doch einen Großteil seines heutigen Reichtums, Ordensniederlassungen und Einfluss` den Wächtern zu verdanken, die unablässig bei den mächtigen Herrscherhäusern auf die Anliegen des Ordens aufmerksam machen. Die Wächter des Weges erkennen die händlerischen Chancen, die dem Orden durch die weit verzweigten Niederlassungen gegeben sind und sind entschlossen, davon zu profitieren. Seltene Gewürze aus HÔt-Alem, edler Wein aus Almada und umfangreiche Hölzer aus dem greifenfurtschen, finden sich neuerdings neben Depeschen und alltäglichen Ordensgütern auf den Lastkarren des Ordens.

 

Text: Elias Moussa, Marcus Gundlach und Tahir Shaikh