Großmeisterin Borondria

 

Ihre Exzellenz Borondria, Ritterin vom Orden des Heiligen Golgari, Großmeisterin des Ordens vom Heiligen Golgari, Deuterin Golgaris und Schweigende

Großmeisterin Borondria, © Caryad

Die neue Großmeisterindes Golgaritenordens erscheint auf den ersten Blick als unscheinbare und stille Persönlichkeit, wie man es von einer Frau erwarten darf, die sich dem Totengott verschrieben hat. Solange sie im Ordenskloster weilt, trägt sie eine schmucklose, weite Robe, in der sie nicht von einer Geweihten zu unterscheiden ist. Angesichts der überwiegend männlichen Ritterschaft stellt Borondria innerhalb des Ordens beinah eine Kuriosität dar.

Ihre geringe Körpergröße - sie misst kaum mehr als 1 Schritt 3 Spann - lässt Beobachter allzu leicht zu dem Schluss kommen, sie sei eine zierliche Hochstaplerin, die in einer Kriegerrüstung einherstolziert. Borondria unternimmt nichts gegen eine solche Verharmlosung ihrer Person. In den dunklen Augen der zeitlosen und kahlköpfigen Frau findet man jedoch nicht nur den sanften Blick Marbos wieder. Sie führt den Orden mit strenger Hand und leisen Worten.

Wie schon bei der Person des ersten Großmeisters, Lucardus von Kemet, hüllt man ihre Vergangenheit in eine dunkle Wolke, manche meinen, in eine Wolke des borongefälligen Vergessens. Man weiß nur, dass sie früher Hochgeweihte im traditionsreichen Borontempel zu Brig-Lo war und an der Seite Leomars vom Berg die Grenze überschritt als dieser in den Khomkrieg zog. Seither hatte man nichts von ihr gehört.

Anders als ihr Vorgänger begegnet Borondria dem Al'Anfaner Ritus nicht mit der selben offenen Feindseligkeit, dennoch ist sie eine Gegnerin des alanfaner Ritus. Angesichts des Schulterschluss zwischen den beiden Kirchen wider das dämonische Unheil kommt dieser scheinbare Sinneswandel in der Ordensführung nicht völlig unerwartet. Wie es scheint, haben die Al'Anfa feindlich gesonnenen Kräfte innerhalb des Ordens den Disput vorläufig in den Hintergrund gedrängt. Eine weise Entscheidung angesichts des Endlosen Heerwurmes der Untoten in Tobrien.

Unter der Bevölkerung nahe der wenigen Klöster des Ordens setzt sich unterdessen immer mehr die Ansicht durch, die Ritterschaft werde bei der Initiation ihrer Vergangenheit beraubt. Schließlich ist Boron, der Gott des Vergessens. Insbesondere kritische Rondrageweihte unterstellen den Golgariten zuweilen absonderliche Riten, die der Öffentlichkeit nicht offenbart werden. Hierzu trägt sicherlich auch die Aufnahme einiger ehemaliger Ardariten bei, die, unehrenhaft aus ihrem Orden entlassen, bei den Boronrittern eine neue Heimat fanden. Und selbst innerhalb des Orden treten zuweilen Quertreiber auf. So wurde jüngst die Behauptung eines Ordensritters bekannt, man habe ihm auf Anordnung seines Komturs mit Hilfe des Stabes des Vergessens gegen seinen Willen des Gedächtnisses beraubt. Der selbe Ordensritter wurde jüngst mit dem Ordensbann belegt, nachdem er in aller Öffentlichkeit Klage gegen die Großmeisterin erhoben hatte, sie sei in Wahrheit eine hohe Abgeordnete der Hand Borons und werde den Orden ins Verderben schicken.

Die politische Linie Borondrias konzentriert sich derzeit auf ein Ziel: die Niederwerfung der Untoten in Tobrien und die Rückeroberung und Einsegnung der geschändeten Heiligen Stätten des Boron. Sie strebt eine Landnahme ähnlich der des Theaterordens an, der durch seine militärische Intervention erst die Besiedlung des Bornlandes ermöglichte und das eroberte Land vom Kaiser zugesprochen bekam.

 

Text: Stefan Küppers & Stephan Johach